Politik

Holocaust-Gedenkstätte Degussa akzeptiert Ausschluss

Die Degussa AG akzeptiert den Ausschluss vom Bau des Berliner Holocaust-Mahnmals. Der Chemiekonzern lege aber Wert auf eine Diskussion mit Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) als Vorsitzenden des Kuratoriums "Denkmal für die ermordeten Juden Europas". Das Gespräch wurde zugesagt. Das Kuratorium der Denkmal-Stiftung will bis Ende kommender Woche über Ersatz für das Anti-Graffiti-Mittel von Degussa entscheiden mit dem Stelen des Denkmals versehen wurden. Aufgrund der Unternehmensvergangenheit wurde der Bau des Mahnmals am Wochenende vorerst durch das Kuratorium gestoppt. Eine Degussa-Tochterfirma hatte in der NS-Zeit das Giftgas Zyklon B für deutsche Konzentrations-lager hergestellt.

Die Denkmalstiftung will jetzt so schnell wie möglich über eine Fortsetzung der unterbrochenen Arbeiten entscheiden. "Die Zeit drängt", sagte Geschäftsführerin Sibylle Quack. Die Stiftung habe darüber am Dienstag mit Vertretern der Berliner Bauverwaltung und des Generalunternehmers Geithner Bau gesprochen. Erörtert wurden auch die anfallenden Mehrkosten sowie die mögliche Auflösung von Verträgen. Hier habe das Kuratorium das letzte Wort, betonte die Geschäftsführerin.Thierse wird nach ihren Angaben in Kürze wie gewünscht mit Degussa-Vertretern sprechen. Degussa sei sich der Vergangenheit ihrer Vorgängergesellschaften bewusst, betonte das Unternehmen. "Die aktive Aufarbeitung unserer Unternehmensgeschichte ist uns ein zentrales Anliegen", sagte Degussa-Vorstandschef Utz-Hellmuth Felcht. Sountersuchten derzeit Wirtschaftshistoriker in unabhängigen Arbeiten die Degussa-Historie zur Zeit des Nationalsozialismus.

Der heutige Degussa-Konzern beschäftige weltweit 48 000 Mitarbeiter aller Religionen, darunter auch Angehörige des jüdischen Glaubens. Den Mitarbeitern sei nur schwer zu erklären, warum sie -wissend um die Historie und deren Aufarbeitung durch die "neue" Degussa - mit dieser Entscheidung konfrontiert würden.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, hatte um Respekt dafür gebeten, dass Überlebende den Gedanken nicht ertragen könnten, dass die Degussa an dem Holocaust-Mahnmal beteiligt sei, auch wenn man sich dieser Sicht "rational vielleicht nicht nähern kann".

Das Holocaust-Mahnmal nach Plänen des amerikanischen Architekten Peter Eisenman soll am 8. Mai 2005 eröffnet werden.

Quelle: ntv.de

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