Kairo steht ein harter Tag bevor Demonstranten beschossen
11.12.2012, 04:42 Uhr
Seit Tagen werden die Proteste in Kairo immer heftiger.
(Foto: AP)
Erst im Laufe des Tages wollen Gegner und Unterstützer von Präsident Mohammed Mursi in Ägypten protestieren. Doch schon in der Nacht gibt es Gewalt. Neun Menschen werden durch Schüsse verletzt, es fliegen Brandsätze.
In der ägyptischen Hauptstadt Kairo haben Unbekannte auf oppositionelle Demonstranten gefeuert und neun Menschen verletzt. Augenzeugen berichten, auf dem Tahrir-Platz hätten die Angreifer auch Brandsätze geworfen. Viele Menschen campieren auf dem symbolträchtigen Platz. Linke, liberale und andere Oppositionsgruppen haben für Dienstag zu einem Marsch zum Präsidentenpalast aufgerufen, um gegen die von Präsident Mohammed Mursi für Samstag angesetzte Volksabstimmung über die islamistisch geprägte Verfassung zu protestieren. Das Dokument stärkt die Rolle der Religionsgelehrten im Staat und schwächt die Stellung der Frau in der Gesellschaft.
Mursi lehnt eine Verschiebung des Referendums ab. Die Opposition befürchtet eine Islamisierung Ägyptens, sollte der im Eilverfahren von den Islamisten durchgesetzte Verfassungsentwurf in Kraft treten. Ihr reicht zudem die Rücknahme eines Dekrets nicht, mit dem sich der Präsident selbst Sondervollmachten erteilt hatte; nach heftigen Protesten hatte Mursi am vergangenen Samstag das Dekret wieder annulliert. Die islamistischen Muslimbrüder, aus deren Reihen Mursi stammt, riefen für morgen zu einer Gegenkundgebung auf.
Mursi bedient sich des Militärs
Auf dem Tahrir-Platz wurden viele oppositionelle Demonstranten durch den Angriff aus dem Schlaf gerissen. Sie riefen: "Das Volk will den Sturz des Regimes." Auf dem zentralen Platz hatten sich vor fast zwei Jahren über Wochen Gegner des dann gestürzten Präsidenten Hosni Mubarak versammelt.
Um das Referendum durchführen zu können, hat Mursi dem Militär Polizeiaufgaben übertragen. So sei es Offizieren jetzt erlaubt, Zivilisten festzunehmen, hieß es in einem Dekret. Darüber hinaus soll die Armee auch zum Schutz wichtiger Einrichtungen eingesetzt werden.
Die EU-Außenminister haben bei ihrem Treffen in Brüssel beide Lager zu einer friedlichen Beilegung des Streits aufgerufen. "Das ist eine sehr fragile Lage", sagte Bundesaußenminister Guido Westerwelle. "Es ist eine Lage, die mich auch deswegen so besorgt, weil wir den Erfolg der ägyptischen Revolution wollen." Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sagte: "Der Weg zur Demokratie ist wirklich steinig, aber es ist wichtig, dass die Bürger sich engagieren."
Quelle: ntv.de, rts/dpa