Politik

Keine Stalin-Plakate in Moskau Der Kreml macht Druck

Es taut offenbar in Moskau. Vermutlich auf Druck des Kreml wird es in der russischen Hauptstadt zum Jahrestag des Sieges über Deutschland keine großen Stalin-Plakate geben. In anderen russischen Städten hängen allerdings bereits Bilder des Sowjetdiktators.

Viele Russen sehen den Diktator bis heute als siegreichen Oberbefehlshaber im Zweiten Weltkrieg.

Viele Russen sehen den Diktator bis heute als siegreichen Oberbefehlshaber im Zweiten Weltkrieg.

(Foto: REUTERS)

Im Streit um Plakate mit dem Porträt des Sowjetdiktators Josef Stalin hat der Kreml offensichtlich ein Machtwort gesprochen und diese Würdigung in Moskau verboten. Bei den Feiern zum 65. Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland am 9. Mai soll es aus Rücksicht auf internationale Gäste wie Kanzlerin Angela Merkel auf den Straßen keine großen Stalin-Poster geben. Allerdings würden die Bilder des "Massenmörders" an einem Treffpunkt von Veteranen und in einer Ausstellung zu sehen sein, schrieb die Zeitung "Kommersant". In anderen Städten wie etwa Wladiwostok seien die Stalin-Plakate aber bereits aufgestellt.

Kremlchef Dmitri Medwedew hatte zuletzt wiederholt Terror und Repression unter Stalin verurteilt. Die Zeitung "Wedomosti" berichtete, dass der Kreml den Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow, einen starken Befürworter der Stalin-Aktion, jetzt in die Schranken gewiesen habe. Luschkow hatte ungeachtet der Kritik des Kreml sowie ranghoher russischer Politiker auf Wunsch von Veteranen an den Plänen bis zuletzt festgehalten. Seine Vertreterin Ljudmila Schwezowa sagte nun, dass die Veteranen aus Angst vor Vandalismus selbst die Plakate nicht mehr aufhängen lassen wollten.

Medwedew hatte Merkel persönlich zugesichert, dass es am 9. Mai keine offiziellen Stalin-Plakate geben werde. In Moskau war befürchtet worden, dass ausländische Staatsgäste ihre Teilnahme an den Siegesfeiern wegen der Stalin-Würdigung absagen.

Viele sehen in Stalin einen Helden

Die russische Gesellschaft ist bis heute tief gespalten im Umgang mit Stalin. Vor allem viele Kriegsveteranen sehen in ihm den Sieger über Nazi-Deutschland, der die Sowjetunion zu Größe und Ruhm geführt hat. Wie traditionell jedes Jahr tragen sie auch in diesem Mai eigene Stalin-Bilder durch die Stadt.

Dagegen betonte etwa der russische Kulturminister Alexander Awdejew, dass allein die sowjetische Bevölkerung Hitler besiegt habe. Historiker und Menschenrechtsorganisationen wie Memorial verweisen auf die millionenfache Ermordung unschuldiger Menschen unter seiner fast drei Jahrzehnte dauernden Herrschaft.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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