Angriffe auf den Irak "Der Krieg hat längst begonnen"
25.09.2002, 09:26 UhrNach Einschätzung der französischen Tageszeitung "Le Monde" haben die USA und Großbritannien bereits einen "Abnutzungskrieg" gegen die militärische Infrastruktur des Irak begonnen. Mit Angriffen auf defensive Ziele in den Flugverbotszonen im Norden und Süden des Landes werde so das künftige Schlachtfeld vorbereitet.
"Faktisch bombardieren amerikanische und britische Flugzeuge seit einem Monat militärische Stützpunkte im Norden und im Süden des Irak, die nicht mehr, wie in der Vergangenheit, Abschussrampen für Boden-Luft-Raketen sind, sondern die als feste oder mobile Kommando-, Kontroll- und Kommunikationszentren zur Verteidigung des Irak beitragen", schreibt die Zeitung.
Am Mittwoch griffen amerikanische und britische Kampfflugzeuge irakische Flugabwehr-Stellungen im Süden des Irak an. Das teilte das US-Zentralkommando in Tampa (Florida) mit. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AP war es mindestens der 38 Angriff in den Flugverbotszonen in diesem Jahr. Die Flugverbotszonen im Norden und Süden des Irak waren 1991 zum Schutz der Kurden und der Schiiten eingerichtet worden.
Keine Blanko-Vollmacht für Bush
Der US-Senat wird Präsident George W. Bush keine Blanko-Vollmacht für einen Irak-Krieg ausstellen. Das sagte der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Tom Daschle. Die Demokraten seien zwar bereit, Bush zu unterstützen, der vom Präsidenten eingereichte Resolutionsentwurf gehe aber zu weit. Bush rief den Kongress auf, ihm so schnell wie möglich grünes Licht für einen Präventivschlag gegen den Irak zu geben.
Großbritanniens Außenminister Jack Straw betonte derweil, zwischen London und Washington gebe es keine Differenzen in der Irak-Politik. "Das Ziel, das wir anstreben, ist die Entwaffnung von Saddam Husseins Regime", sagte Straw der BBC. Es könne allerdings sein, dass ein Machtwechsel in Bagdad zum Erreichen dieses Ziels nötig sei. Bislang hatte Großbritannien nur die Entwaffnung des Irak als Ziel genannt.
"Wenig Neues im Irak-Dossier"
Am Dienstag hatte die britische Regierung ihr lange erwartetes Irak-Dossier vorgelegt. Es soll beweisen, dass vom Irak eine Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen ausgeht. Experten nahmen den Bericht allerdings mit Skepsis auf. Kritiker sagten, das Dossier liefere zwar eine starke Begründung für Waffeninspektionen, nicht jedoch für einen Krieg.
"Es steht wirklich nichts Neues darin", sagte Major Charles Heyman von "Jane's World Armies", einer militärischen Fachzeitschrift. "Wir erwarteten Beweise für einen Krieg und bekamen Beweise für Waffeninspektionen. "
Auch die Bundesregierung sehe auf den ersten Blick "nichts Neues", sagte Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye in Berlin. Die Unterlagen würden derzeit von Fachleuten geprüft.
Die US-Regierung sieht in dem Bericht dagegen Belege für ihre Vorwürfe gegen den Irak. Präsident Bush sagte, das Dossier sei ein beängstigendes Porträt von Saddam Hussein und seinen "mörderischen Wegen".
"Irak hat kein Uran erworben"
Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) hat Warnungen der britischen Regierung als wenig wahrscheinlich bezeichnet, wonach sich der Irak in Afrika angereichertes Uran beschafft haben könnte. Die IAEO habe Schutzmaßnahmen gegen das Verschwinden von nuklearem Material ergriffen, sagte ein Sprecher in Wien. "Wir wissen, wann etwas verloren geht."
Quelle: ntv.de