Ägypter gehen wieder auf die Straße Der Machtkampf wird brutaler
11.07.2012, 15:51 UhrMilitärs, Islamisten und liberalen Kräften in Ägypten tragen ihren Machtkampf nicht mehr nur im Parlament und vor Gericht aus. Es treibt sie wieder zusehends auf die Straße. Und damit kehrt auch die Gewalt zurück.
Der politische Streit wird in Ägypten wieder zunehmend auf der Straße ausgetragen - zum Teil auch mit Fäusten. Salafisten-Führer Hasim Abu Ismail kündigte für Freitag eine "Millionen-Demonstration" in Kairo an. Der Protest richte sich in erster Linie gegen die vom Obersten Militärrat verabschiedeten Verfassungsgrundsätze, sagte der radikale Islamist in einer Talkshow des TV-Senders Al-Balad.
Bei den Protesten steigt laut Aktivisten überdies die Gewaltbereitschaft von Demonstranten. Der für seinen Kampf gegen die Korruption bekannte Parlamentsabgeordnete Hamdi al-Facharani erzählte in einer Talkshow des ägyptischen Fernsehsenders Dream TV unter Tränen, wie er vor dem Obersten Verfassungsgericht in Kairo von Anhängern des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi zusammengeschlagen worden sei. Die Demonstranten hätten ihn beschimpft und gefragt: "Willst du etwa, dass die ungläubigen Liberalen das Land regieren?"
Der sozialistische Ex-Präsidentschaftskandidat Abul Ess al-Hariri wurde nach Angaben lokaler Medien von Mursi-Anhängern gewaltsam daran gehindert, den zentralen Tahrir-Platz in Kairo zu betreten. Dort hatten sich Tausende Demonstranten zusammengefunden, um die Wiedereinsetzung des Parlaments zu fordern. Im Stadtteil Nasr-City trafen sich zur gleichen Zeit Gegner der Muslimbruderschaft, die genau das Gegenteil forderten und sich auf die Seite des Verfassungsgerichts stellten.
Zuvor trugen die Parteien ihren Konflikt noch vornehmlich argumentativ aus. Das Oberste Verfassungsgericht hatte das von Islamisten dominierte Parlament Ende Juni für illegitim erklärt, weil zahlreiche Parteimitglieder für die Direktmandate kandidiert hatten, die eigentlich für "Unabhängige" reserviert waren. Auch der Salafist Abu Ismail stellt die Entscheidung des Verfassungsgerichts infrage. Zuletzt trotzte das Parlament dem Gericht und den Militärs aber,
Quelle: ntv.de