Streik in Venezuela Der Öl-Hahn bleibt zu
20.12.2002, 18:25 UhrTrotz der Anordnung des Obersten Gerichtshofs von Venezuela haben die Angestellten der staatlichen Ölgesellschaft PDVSA für die Fortsetzung ihres Generalstreiks gestimmt. Sie seien sich einig, den Streik fortzusetzen, bis Präsident Hugo Chvez nicht mehr im Amt sei, hieß es in einer Erklärung.
Das Oberste Gericht hatte die Beschäftigten des staatlichen Ölunternehmens am Donnerstag angewiesen, die Arbeit wieder aufzunehmen. Der seit fast drei Wochen anhaltende Streik hat die Förderung des weltweit fünftgrößten Öl-Produzenten weitgehend zum Erliegen gebracht.
Hunderttausende Demonstranten forderten in der Hauptstadt Caracas Chvez zum Rücktritt auf. Am 19. Tag des Generalstreiks warnten führende Vertreter der Opposition zugleich vor einer militärischen Aktion, bei der angeblich mehrere Dutzend vor der Küste ankernde Öl-Tanker geentert werden sollen. Die Besatzungen hatten sich dem am 2. Dezember begonnenen Streik angeschlossen.
Der oppositionelle Verfassungsrechtler Gerardo Blyde kritisierte die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs als "völlig verfassungswidrig", da die Verfassung das Streik- und Demonstrationsrecht garantiere. "Niemand kann gegen seinen Willen zur Arbeit gezwungen werden. Das wäre Sklaverei, und wir sind hier ja nicht in Kuba", sagte Blyde.
Die Opposition wirft Chvez vor, das Land mit einem an Kuba orientierten Wirtschaftskurs zu ruinieren und die Demokratie zu unterminieren. Der Linksnationalist war 1998 gewählt worden und hatte im April einen Putschversuch überstanden. Er hat mehrfach betont, dass die Verfassung erst im August 2003 eine Volksabstimmung über sein Mandat zulasse.
Quelle: ntv.de