Politik

143 Kernkraftwerke in 14 EU-Staaten Der Stresstest läuft

EU-Normen gibt es für Bananen und Biodiesel, nicht jedoch für Kernkraftwerke. Der Stresstest soll dies ausgleichen, vielleicht sogar zu einer verstärkten Zuständigkeit der EU führen. Deutschland ist bereits fertig, auch im übrigen Europa sind mittlerweile alle Fragebogen verschickt.

Das französische AKW Cattenom. Frankreich will das Saarland an der Sicherheitsüberprüfung seines grenznahen Atomkraftwerks beteiligen.

Das französische AKW Cattenom. Frankreich will das Saarland an der Sicherheitsüberprüfung seines grenznahen Atomkraftwerks beteiligen.

(Foto: dpa)

Der Startschuss für die europaweiten Sicherheitstests aller Kernkraftwerke in der EU ist gefallen. Die letzten nationalen Aufsichtsbehörden verschickten die Fragebögen an die Kraftwerksbetreiber, teilte die EU-Kommission in Brüssel mit. Der Check verläuft in drei Stufen: In einem ersten Schritt führen die Kraftwerksbetreiber den Test durch, danach kontrollieren nationale Behörden und schließlich Experten aus anderen Staaten die Ergebnisse. Erste Resultate sollen zum Jahresende vorliegen, ein Abschlussbericht wird im April 2012 erwartet.

Mit dem Test setzt Europa international ein Zeichen bei der Sicherheit von Kernkraftwerken. Dabei wird europaweit geprüft, wie die 143 Atommeiler auf Naturkatastrophen wie Erdbeben, Hochwasser oder Flugzeugunglücke vorbereitet sind. Terrorgefahren sind zunächst ausgeklammert. Kritiker sprechen deshalb von Alibi-Tests. Innerhalb der EU setzen derzeit 14 von 27 Staaten auf Atomenergie.

Wenn ein Werk durchfällt, müsste es nachgerüstet oder abgeschaltet werden. Die EU hat jedoch keine Handhabe, Meiler abzuschalten. Das können nur die Mitgliedsstaaten selbst anordnen. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Bereichen gibt es bei der Kernkraft keine gemeinsamen Sicherheitsnormen. Deutschland hat seine Reaktoren bereits geprüft und muss diese Tests nicht wiederholen.

Über die Kriterien und den Umfang hatten die Staaten wochenlang gestritten. Die auf Atomkraft setzenden EU-Mitgliedsländer, allen voran Großbritannien und Frankreich, lenkten schließlich ein. Zwar ist die Teilnahme freiwillig, doch die EU-Kommission erwartet, dass alle Kraftwerksbetreiber mitziehen.

Der Vorsitzende des Energieausschusses im Europaparlament, Herbert Reul, forderte, verbindliche Schlussfolgerungen aus den Tests zu ziehen: "Machen wir daraus neue Richtlinien und wie sehen diese aus?" Wenn am Ende mehr europäische Zuständigkeit herauskäme, hätten sich die Stresstests gelohnt.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa

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