Politik

Opec-Prozess Der Zeuge Joschka Fischer

Bei Joschka Fischers Zeugenaussage vor dem Frankfurter Landgericht geht es nur am Rande um den Terroranschlag auf die OPEC-Konferenz in Wien vor 25 Jahren. Auf das Urteil wird seine Aussage nach Meinung von Prozessbeteiligten ohnehin keine Auswirkungen haben. Brisant ist der Außenminister-Auftritt wegen der militanten Vergangenheit des einstigen Straßenkämpfers Fischer.

Der Hauptangeklagte Hans-Joachim Klein und Fischer waren in den frühen 70-er Jahren in der Gruppe "Revolutionärer Kampf " organisiert. Gemeinsam besetzten sie Häuser, demonstrierten und prügelten sich dabei auch mit Polizisten. Für den proletarischen Lehrabbrecher Klein, der 1967 zur linken Frankfurter Studentenszene stieß, war Fischer Freund und großes Vorbild zugleich. Klein gab Fischer damals den Namen "Commandante".

An der Vergangenheit Fischers ist der Vorsitzende Richter Heinrich Gehrke interessiert. "Fischer kann uns etwas dazu sagen, wie aus dem eigentlich unpolitischen Klein ein politischer Mensch geworden ist", erklärt auch Klein-Verteidiger Eberhard Kempf. Eher unwahrscheinlich aber ist, dass Fischer vor Gericht den Weg des Waffennarrs zur Terror-Gruppe "Revolutionäre Zellen" nachzeichnen wird oder kann. Für das Abdriften Kleins in den Terrorismus will der einstige "Commandante" nicht verantwortlich sein. Fischer will damals alles dafür getan haben, dass keiner der Frankfurter Sponti-Szene in den Untergrund geht.

Anders als der einstige Studentenführer Daniel Cohn-Bendit will Fischer Klein nach seinem Ausstieg aus dem Terrorismus nicht geholfen haben. Der Grünen-Europaparlamentarier Bendit hatte Klein, der bis zur seiner Verhaftung 1998 in Frankreich lebte, finanziell unterstützt. Vor dem Frankfurter Landgericht schilderte Cohn-Bendit, den Tränen nahe, Klein als "Verführten und Zerrissenen". Diese Aussage sollte Klein wohl entlasten.

Persönlich wollte Fischer vor Gericht nicht erscheinen

Als Außenminster wollte Fischer von seinem Recht auf kommissarische Vernehmung Gebrauch machen - hinter verschlossenen Türen. Seine Aussage wäre vor Gericht lediglich verlesen worden. Das wollte der im Umgang mit Prominenten erfahrene Richter Gehrke nicht. Weil einem Minister das Privileg zusteht, an seinem Dienstsitz vernommen zu werden, schlug er eine Verhandlung in Berlin vor, was dem einstigen Straßenkämpfer Fischer allerdings auch zu viel Trubel gewesen sei -er lenkte ein.

Quelle: ntv.de

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