Politik

CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer Der selbstbewusste Praktikant

Der Chef und sein Sekretär: Seehofer und Scheuer am Montag vor der CSU-Vorstandssitzung.

Der Chef und sein Sekretär: Seehofer und Scheuer am Montag vor der CSU-Vorstandssitzung.

(Foto: dpa)

Neues vom kleinen Doktor: Ein Parteifreund bescheinigt CSU-Generalsekretär Scheuer, Show sei ihm das Wichtigste. Die bayerischen Grünen wittern "Promotionstourismus von CSU-Emporkömmlingen".

Wenn Horst Seehofer sauer ist, dann wird er schon mal giftig - diverse Spitzenpolitiker seiner CSU können ein Lied davon singen. Über seinen amtierenden Generalsekretär Andreas Scheuer sagte Seehofer vor gut einem Jahr, das sei ein "Lausbub, der erstmal ein Praktikum machen muss". Scheuer, damals immerhin Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, hatte sich damals einer Anweisung des bayerischen Ministerpräsidenten widersetzt.

Das wird so schnell vermutlich nicht noch einmal passieren. Mittlerweile ist Scheuer CSU-Generalsekretär, eine Berufung, die im Dezember für Überraschung sorgte angesichts der herben Seehofer-Kritik vom Dezember 2012. Das Praktikum allerdings hat Scheuer längst gemacht, zumindest, wenn man dem früheren CSU-Bundestagsabgeordneten Klaus Rose glaubt.

Rose war von 1977 bis 2005 Mitglied des Deutschen Bundestags, in einer Kampfabstimmung um das Direktmandat in Passau unterlag er gegen Scheuer. Vielleicht ist das der Grund, warum er über Scheuer auch Kritisches berichtet. "Selbstbewusst war er schon immer", sagte Rose der "Süddeutschen Zeitung", manchmal fast sogar "hochstaplerisch".

"Show ist ihm das Wichtigste"

Dies soll auch Scheuers Lebenslauf zeigen. Unter den Jahren 1998 bis 1999 ist hier vermerkt: "Mitarbeiter des Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber". Scheuer gilt als "Stoiberzögling". In einer längeren Version dieses Lebenslaufs, die nicht mehr abrufbar ist, schrieb Scheuer laut SZ: "Zu meinem Aufgabenbereich gehörte die Terminvorbereitung, die Termindurchführung und die persönliche Terminbegleitung der Wahlkampfauftritte von Edmund Stoiber sowie die Kampagnenplanung in der CSU-Landesleitung."

Stoibers Büro bestätigte dies der Zeitung. Rose allerdings sagte, er wisse nur von einem Praktikum bei Stoiber. Deutlich kritischer äußerte sich ein Parteifreund "mit viel Einfluss" gegenüber der SZ. "Show ist ihm das Wichtigste", so der namentlich nicht genannter CSU-Politiker.

Plagiatsopfer will "derzeit" nicht klagen

Unterdessen meldete sich in der "Welt" ein Plagiatsopfer des Generalsekretärs zu Wort. "Das sind Plagiate, wenn auch von minderer Art", sagte der Soziologe Peter A. Berger. In seiner Prager "Dissertation" hatte Scheuer an zwei Stellen von einem Artikel des Rostocker Professors abgeschrieben.

Klagen will Berger aber nicht. "Derzeit habe ich nicht vor, etwas in der Sache zu unternehmen", sagte er. "Sollte sich in einer weiteren Prüfung herausstellen, dass ganze Kapitel übernommen worden sind, könnte das anders aussehen, und vielleicht würde ich dann auch eine Strafanzeige erwägen", so Berger weiter. Nach derzeitigem Stand halte er dies jedoch für unverhältnismäßig.

"Promotionstourismus von CSU-Emporkömmlingen"

Die Prager Karlsuniversität prüft derzeit Scheuers Promotion. "Herr Scheuer muss darum nicht bitten, denn wir haben mit den Vorbereitungen bereits am Freitag begonnen", sagte der Leiter des Instituts für politologische Studien, Petr Jüptner, der Nachrichtenagentur dpa am Montag.

Scheuer hatte 2004 in Prag über "Die  politische Kommunikation der CSU im System Bayerns" promoviert. Bei dem Abschluss handelt es sich um ein "kleines Doktorat", das in der Bundesrepublik nicht als vollwertige Dissertation anerkannt ist. Lediglich in den Bundesländern Bayern und Berlin darf ein kleiner Doktor sich auch "Doktor" nennen. Noch: Die bayerischen Grünen fordern bereits, den "Promotionstourismus von CSU-Emporkömmlingen" zu unterbinden und das Führen solcher Titel zu verbieten. Auf seiner Homepage hatte Scheuer den Titel geführt. Mittlerweile ist das Kürzel "Dr." verschwunden.

Die CSU stellte sich am Montag einmütig hinter Scheuer. "Mein Generalsekretär hat meine totale Unterstützung", sagte Seehofer nach einer Sitzung des CSU-Vorstands in München. Scheuer müsse mit den Vorwürfen korrekt und transparent umgehen, "und das macht er". Eine Debatte habe es in der Sitzung nicht gegeben, schließlich sei der Sachverhalt nicht neu. Darin liegt Scheuers Glück. Seehofer kann seinen Praktikanten nicht einfach fallen lassen. Er hat ihn ja selbst gerade erst berufen.

Quelle: ntv.de, hvo

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