Großangelegte Terror-Fahndung Deutsch-Syrer im Visier
12.06.2000, 17:54 UhrIn den Ermittlungen zu den Terroranschlägen vom 11. September ist ein Deutscher Bürger syrischer Herkunft ins Visier der US-Terrorfahnder gerückt. Das berichtet die "Washington Post" unter Berufung auf einen US-Beamten.
Mohammed Haidar Sammar soll u.a. den Hauptattentäter vom 11. September, Mohammed Atta, in Hamburg für das Terrornetzwerk El Kaida rekrutiert haben. Der Mann befinde sich möglicherweise in Gewahrsam in den USA, berichtet die Zeitung.
Sammar, der als radikaler Moslem bekannt war, sei nach dem 11. September in Hamburg verhört und wieder freigelassen worden. Zu dem Zeitpunkt habe es jedoch nicht genügend Anhaltspunkte für eine Festnahme gegeben. Der 41jährige sei in Osama Bin Ladens Trainingslagern in Afghanistan ausgebildet worden.
Die Sprecherin der Bundesanwaltschaft, Frauke Scheuten, sagte der Nachrichtenagentur AP, von einer Verhaftung Sammars sei ihr nichts bekannt. Gegen denn Mann laufe ein Ermittlungsverfahren wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung.
Direkter El-Kaida-Auftrag
Die Terrorfahnder in den USA vermuten unterdessen, dass der am Montag festgenommene mutmaßliche Terrorist Jose Padilla einen direkten Auftrag der Terrororganisation El-Kaida hatte. Padilla - sei nach dem 11. September auf Anweisung seines Mentors Abu Subaidah, eines engen Mitarbeiters Bin Ladens, in Pakistan mit El-Kaida-Führern zusammengekommen, erklärten US-Beamte.
Gemeinsam hätten die Männer die Bauweise "schmutziger Bomben" recherchiert. Padilla hatte den Ermittlungen zufolge einen Anschlag mit einer solchen radioaktiven Bombe geplant. Die pakistanischen Behörden gaben bekannt, dass ein mutmaßlicher Komplize Padillas in Pakistan in Haft genommen worden sei. Er werde derzeit von FBI-Mitarbeitern befragt.
Padillas Anwältin Donna Newman sagte, gegen ihren Mandanten liege keine Anklage vor. Es verstoße daher gegen die Verfassung, ihn weiter festzuhalten. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld erklärte dagegen, die Befragung des Verdächtigen habe derzeit absoluten Vorrang vor einer Anklage und Verurteilung. Das Justizministerium hatte ihn als "feindlichen Kämpfer" dem Pentagon übergeben. Padilla, der in den USA geboren ist, trat vor einigen Jahren zum Islam über und nennt sich seither Abdullah al Muhajir.
"Schuhbomber"-Ermittlungen
Ein halbes Jahr nach dem vereitelten Anschlag des "Schuhbombers" Richard Reid auf ein US-Flugzeug wurden derweil in Frankreich fünf mutmaßliche Islamisten festgenommen. Wie die Polizei mitteilte, handelt es sich um zwei Pakistaner und drei aus Nordafrika stammende Männer.
Bereits im April waren im Zuge der Ermittlungen von Untersuchungsrichter Jean-Louis Bruguiere sieben Personen vorübergehend festgenommen worden. Die Fahnder überprüfen, ob Reid in Paris logistische Hilfe erhalten hat.
Der 28-jährige Brite hatte am 22. Dezember während eines Fluges von der französischen Hauptstadt nach Miami versucht, einen in seinen Turnschuh eingebauten Sprengsatz zu zünden. Er war von Passagieren und Besatzungsmitgliedern überwältigt worden. Reid, der mit der Terrororganisation El Kaida in Verbindung gebracht wird, ist in den USA angeklagt.
Quelle: ntv.de