Diskussion um Sterbehilfe Deutsche befürworten selbstbestimmtes Sterben
11.04.2001, 17:38 UhrDie Mehrheit der Deutschen findet aktive Sterbehilfe richtig. 70 Prozent der Deutschen möchten, dass ein schwer kranker Patient im Krankenhaus das Recht hat, den Tod zu wählen und zu verlangen, dass der Arzt ihm eine Tod bringende Spritze gibt. Das ergab eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach.
In Ostdeutschland stimmten sogar 80 Prozent der Befragten für die Sterbehilfe, in Westdeutschland waren es 64 Prozent. 19 Prozent der Westdeutschen und sechs Prozent der Umfrageteilnehmer in den neuen Bundesländern lehnten eine solche Forderung ab.
Damit denken die meisten Deutschen, solange ein schwer kranker Mensch noch bei Bewusstsein ist, solle er selbst entscheiden können, ob er leben oder sterben möchte. Nur 11 Prozent meinten: "Über Leben und Tod darf nur Gott, man kann auch sagen das Schicksal, entscheiden.Keinesfalls darf das Leben vorzeitig beendet werden, auch wenn der Patient das ausdrücklich verlangt."
Die Prozentzahlen für oder wider Sterbehilfe waren bei jüngeren und älteren Befragten weitgehend gleich.
Rau für eigenen deutschen Weg
Die deutsche Politik lehnt eine einfache Übernahme der umstrittenen niederländischen Sterbehilfe-Entscheidung ab. Bundespräsident Johannes Rau sprach sich für einen eigenen Weg Deutschlands aus.
Deutschland müsse aber nicht deshalb eine andere Position beziehen, weil es während des Nationalsozialismus zu staatlich angeordneter Euthanasie gekommen sei, sagte Rau dem "Mannheimer Morgen". "Wir müssen beachten: Es hat damals Forscher gegeben, die nicht aus nationalsozialistischer Überzeugung, sondern aus Gründen der Autarkie und Autonomie in der Forschung keine Grenzen für ihr Handeln gesehen haben, die alles für erlaubt hielten. Darum muss die Wissenschaft ihre Grenzen von der Politik gesetzt bekommen."
Hospizbewegung fordert menschenwürdiges Sterben
Eine Verwirklichung des Rechts auf menschenwürdiges Sterben hat dagegen der Geschäftsführer der Deutschen Hospiz Stiftung, Eugen Brysch, gefordert. Dafür müsse ein Konzept zur Sterbebegleitung entwickelt werden, das sowohl schmerztherapeutische Hilfe als auch eine psychosoziale Betreuung enthalte, so Brysch im DeutschlandRadio Berlin.
Es gehe darum, das Sterben als natürlichen Prozess begleitet zuzulassen, "damit auch selbstbestimmt und menschenwürdig in den bestehenden Einrichtungen gestorben werden kann. Das bedeutet eben nicht noch eine Chemotherapie und noch einen Eingriff."
Quelle: ntv.de