Politik

Sehr kritische Lage in Alexandria Deutsche hoffen auf Ausreise

Bei den Protesten gegen die Mubarak-Regierung kamen allein in Alexandria mehr als 20 Menschen ums Leben.

Bei den Protesten gegen die Mubarak-Regierung kamen allein in Alexandria mehr als 20 Menschen ums Leben.

(Foto: AP)

Ähnlich wie in der ägyptischen Hauptstadt Kairo gibt es auch in Alexandria am Mittelmeer keinerlei staatliche Ordnungsmacht mehr. Bürgermilizen, nach den Worten des Leiters der Deutschen Schule, völlig unberechenbar, ersetzen die nicht mehr vorhandene Polizei. Ein erster Versuch, nach Kairo zu gelangen, sei gescheitert.

Angesichts von Chaos und Gewalt in Ägypten hofft die Leitung der Deutschen Schule in Alexandria auf eine baldige Ausreise. Die Lage im Zentrum der zweitgrößten Stadt des Landes sei nach wie vor kritisch. Es gebe keinerlei staatliche Ordnungsmacht mehr, sagte Hubert Müller, Leiter der Deutschen Schule in Alexandria. Bürgermilizen ersetzten die nicht mehr vorhandene Polizei. "Wir erleben hier immer wieder, dass Leute zusammen geprügelt oder gar verschleppt und auch getötet werden mit Messern und Säbeln."

Die Milizen seien völlig unberechenbar, sagte Müller. In der Schule seien zurzeit aber nur einige Lehrer, etwa 15 Personen, sowie 8 Schwestern aus der Ordensgemeinschaft der Borromäerinnen.

Die Schülerinnen seien zu Hause. "Unsere Schule hat zu 98 Prozent ägyptische Schüler", sagte Müller. Sie meldeten sich oft weinend, wenn sie nachts Schüsse hörten und seien besorgt und ängstlich. Die Schulleitung versuche, alle ihnen in Alexandria bekannten Deutschen anzurufen und ihre Daten aufzunehmen für den Fall, dass eine Ausreise nach Deutschland möglich wird. Die Schulleitung habe engen Kontakt zur Botschaft und zum Auswärtigen Amt. "Wir hoffen, dass unsere Familien bald einen Weg hinaus finden."

Ein erster Versuch, Alexandria zu verlassen, ist gescheitert: "Wir haben gestern versucht, nach Kairo zu kommen, aber der Bus musste umdrehen", sagte Müller am Montag. Ein Gefängnis 60 Kilometer von der Hauptstadt entfernt sei geöffnet worden. Tausende Häftlinge seien auf die Autobahn gelaufen und hätten versucht, Autos aufzuhalten und in ihren Besitz zu bringen. Für den Bus habe es kein Durchkommen mehr gegeben.

Das Auswärtige Amt hatte am späten Sonntagabend seinen Reisehinweis für Ägypten verschärft: Die Lage in den Touristenzentren am Roten Meer sei zwar derzeit ruhig. Dennoch werde nun allgemein von Reisen in das Land abgeraten, insbesondere nach Kairo, Alexandria und Suez sowie in die urbanen Zentren im Landesinnern und im Nildelta.

Quelle: ntv.de, dpa

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