Politik

Verfassungsschutz warnt Deutsche im Visier von Terroristen

Der Verfassungsschutz sieht Deutsche im Ausland verstärkt als Ziel von Terroristen. Die jüngsten Mordanschläge und die Entführung von Deutschen im Jemen passten in dieses Bild, sagte der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Heinz Fromm, dem Nachrichtenmagazin "Focus". Derweil tappen die Behörden im Jemen bei der Suche nach den Entführern der fünf verschleppten Deutschen offensichtlich weiter im Dunkeln. Es würden alle "Möglichkeiten" in Betracht gezogen, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Sanaa. Innenminister Mutahar al-Masri erklärte vor Journalisten, die Unversehrtheit der Geiseln habe absolute Priorität. Neue Fahndungsergebnisse konnte er allerdings nicht präsentieren. Im Auswärtigen Amt arbeitete der Krisenstab nach wie vor intensiv an der Aufklärung des Falls, berichtete eine Sprecherin in Berlin.

Fromm zeigt sich besorgt über die Sicherheitslage von Deutschen im Ausland.

Fromm zeigt sich besorgt über die Sicherheitslage von Deutschen im Ausland.

(Foto: REUTERS)

Fromm sagte laut "Focus", die Terrororganisation El Kaida und ihr nahestehende Organisationen versuchten derzeit, Druck auf politische Entscheidungen in Deutschland auszuüben. Dabei gehe es vor allem um den Bundeswehreinsatz in Afghanistan, dessen Ende die Terroristen herbeiführen wollten.

Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet unter Berufung auf den Krisenstab, wütende Muslime hätten den entführten deutschen Techniker bedroht und aufgefordert, seine Missionierungsversuche einzustellen. Der Mann aus Sachsen habe den Zwischenfall in einem Brief an Freunde geschildert. Auch in den Hinterlassenschaften der beiden erschossenen Frauen hätten die Ermittler Missionsschriften gefunden. Der Krisenstab gehe deshalb davon aus, dass die Deutschen im Jemen als Missionare galten. Das Außenministerium wollte sich dazu nicht äußern.

Bibelschule wehrt sich gegen Vorwürfe

Die beiden getöteten deutschen Frauen waren Studentinnen der Bibelschule Brake in Lemgo und hatten wie die anderen Entführungsopfer in einem Krankenhaus im nord-jemenitischen Saada gearbeitet. Die Schule weist Spekulationen über einen Missionsauftrag der Frauen zurück: "Diese Behauptung ist falsch und entbehrt jeder Grundlage. Richtig ist vielmehr, dass sie als Praktikantinnen der niederländischen Hilfsorganisation "Worldwide Services" in einem ausschließlich humanitären Dienst in einem staatlichen Krankenhaus eingesetzt wurden", heißt es auf der Internetseite der Schule.

Die Sicherheitskräfte im Jemen fahnden seit Tagen intensiv nach der fünfköpfigen Familie aus Sachsen und einem britischen Ingenieur. Die Sechs waren am Freitag vergangener Woche in der Provinz Saada zusammen mit zwei deutschen Pflegehelferinnen und einer koreanischen Lehrerin verschleppt worden. Die Leichen der drei Frauen waren drei Tage später entdeckt worden.

Der Sprecher des jemenitischen Innenministeriums äußerte erneut den Verdacht, dass schiitische Houthi-Rebellen, die in der Provinz eine Hochburg haben, hinter der Tat stecken. Auch wenn sie nicht selbst die Entführer seien, müssten sie diesen zumindest geholfen haben, meinte der Regierungsmitarbeiter. Die Houthi-Rebellen haben eine Beteiligung an der Entführung bestritten. Bisher hat sich niemand zu der Tat bekannt.

Quelle: ntv.de, dpa

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