Welthungerhilfe-Mitarbeiter Deutscher entführt
12.02.2008, 13:15 UhrIn Somalia ist ein Deutscher entführt worden. Es handelt sich um einen Mitarbeiter der Deutschen Welthungerhilfe, bestätigte die Organisation in Bonn. Der Projektleiter sei auf dem Weg zu einem Treffen mit Fischern gewesen, als er gemeinsam mit seinen beiden Begleitern sowie einem Fahrer überfallen worden sei. Ob es einen politischen Hintergrund der Tat gebe, sei noch unklar, sagte eine Sprecherin. Wie die Hilfsorganisation mitteilte, lag zunächst keine Forderung der Kidnapper vor.
Der Vorfall ereignete sich 64 Kilometer nördlich von Erigavo, einer Stadt in der abtrünnigen Region Somaliland im Nordwesten des Landes. Der Projektleiter sei in Begleitung einer weiteren deutschen Mitarbeiterin, eines somalischen Kollegen und eines Fahrers unterwegs gewesen. Bei einem Schusswechsel sei der Fahrer leicht verletzt und das Auto beschädigt worden. Die örtliche Polizei habe die Verfolgung der Entführer aufgenommen.
Ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin sagte: "Wir gehen Hinweisen nach und bemühen uns um Aufklärung des Sachverhalts." Weitere Informationen zu dem Fall gab es zunächst nicht. Die Welthungerhilfe bemühe sich in Zusammenarbeit mit lokalen Behörden um die Freilassung des verschleppten Projektleiters, sagte die Sprecherin der Hilfsorganisation, Simone Pott.
B ürgerkriegsähnliche Zustände
In dem Land am Horn von Afrika herrschen seit den 90er Jahren bürgerkriegsähnliche Verhältnisse. Seit dem Sturz der islamischen Gerichte mit Hilfe äthiopischer Truppen vor gut einem Jahr ist es der Übergangsregierung nicht gelungen, stabile Verhältnisse herbeizuführen. Im vergangenen Jahr starben in Kämpfen in der Hauptstadt Mogadischu nach Schätzungen von Hilfsorganisationen 6500 Menschen. Eine geplante Friedensgruppe der Afrikanischen Union (AU) ist noch im Aufbau.
In den vergangenen Monaten wurden wiederholt auch Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und UN Opfer von Angriffen. Mehrere internationale Hilfsorganisationen haben daher ihre ausländischen Mitarbeiter aus Somalia zurückgezogen.
Bei dem Projektleiter handele es sich um Daniel B., sagte ein örtlicher Mitarbeiter der Welthungerhilfe. Er arbeite seit fast zwei Jahren am Horn von Afrika, teilte die Organisation mit. Dort sei er für ein großes Projekt zur Ernährungssicherung zuständig.
Die Gesundheits- und Ernährungssituation in Somaliland sei eine der schlechtesten der Welt. Neben der Welthungerhilfe hätten nur noch wenige andere internationale Organisationen überhaupt Mitarbeiter in die Region entsandt. Die Welthungerhilfe sei seit 2001 in dem Land aktiv.
Quelle: ntv.de