Politik

Bildungschancen im OECD-Vergleich Deutschland schneidet mäßig ab

Absolventen der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn.

Absolventen der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn.

(Foto: dpa)

Es gibt mehr Studenten und Jung-Akademiker in Deutschland. Doch auch andere Industriestaaten haben ihre Hochschulen ausgebaut. Teilweise gelingt diesen Ländern ein schnellerer Bildungsanstieg als Deutschland, wo junge Menschen im Gegensatz zu anderen Industrieländern auch in wirtschaftlichen Krisenzeiten nicht auf gute Bildung verzichten müssen.

Ein sozialer Aufstieg mit besserer Bildung ist in Deutschland nach wie vor schwer. Laut dem jüngsten OECD-Bildungsbericht erreichen 22 Prozent der jungen Menschen in der Bundesrepublik nicht das Bildungsniveau ihrer Eltern. Nur 20 Prozent der Jüngeren schaffen einen höheren Bildungsabschluss, als ihn Vater oder Mutter besitzen. Im Schnitt der anderen wichtigen Industrienationen sind dies dagegen 37 Prozent. Und nur 13 Prozent fallen unter das Bildungsniveau ihrer Eltern zurück.

Bei der Vorstellung des OECD-Berichts "Bildung auf einen Blick 2012" in Berlin.

Bei der Vorstellung des OECD-Berichts "Bildung auf einen Blick 2012" in Berlin.

(Foto: dapd)

Besonders Großbritannien, Frankreich, aber auch Italien und Polen verzeichnen im weltweiten Vergleich hohe "Bildungs-Aufsteigerraten". Die Studie verrät allerdings nicht, ob das Bildungsniveau Deutschlands gemessen an den Aufsteigerstaaten vormals höher war und folglich der Aufstieg nicht so dynamisch ausfallen konnte.

Auch Sicht der Autoren wird das Gesamt-Bildungsniveau Deutschlands gegenüber anderen Industriestaaten in den nächsten Jahren sogar noch weiter zurückfallen. Laut Bericht gehört die Bundesrepublik zu den wenigen Ländern, in denen der Akademikeranteil unter den 25- bis 34-Jährigen mit 26 Prozent fast identisch ist mit dem in der Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen (25 Prozent), die in den nächsten Jahren langsam aus dem Berufsleben ausscheiden. OECD-weit ist hingegen in diesen Altersgruppen die Akademikerquote von 23 auf 38 Prozent angestiegen.

Bildung kommt gut durch die Krise

Gleichwohl ist Deutschland laut Bericht das einzige Land unter den OECD-Industriestaaten, in dem zwischen 2008 und 2010 die Arbeitslosigkeit über alle Bildungsgruppen hinweg abgenommen hat. Unter den Akademikern sank die Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik von 3,3 auf 3,1 Prozent, während sie weltweit von 3,3 auf 4,7 Prozent stieg. Unter den Erwachsenen mit Sekundar-II-Abschluss (Abitur beziehungsweise abgeschlossene Lehre) ging in Deutschland die Arbeitslosigkeit von 7,2 auf 6,9 Prozent zurück (OECD: Anstieg von 4,9 auf 7,6).

Erfolg auch bei Jugendarbeitslosigkeit

Während der Süden Europas - vor allem Spanien - derzeit eine hohe Jugendarbeitslosigkeit verzeichnet, ist in Deutschland die Ausbildungs- und Beschäftigungssituation für Jüngere in den Krisenjahren weitgehend stabil geblieben. Der Anteil unter den 15- bis 29-Jährigen, die in der Bundesrepublik ihre Schule bereits verlassen haben und sich weder in Beschäftigung noch in einer Weiterbildungsmaßnahme befinden, liegt mit 12 Prozent deutlich unter dem OECD-Schnitt von 15,8 Prozent.

Andernorts noch mehr Studenten

Bei der Steigerung der Studentenzahl bescheinigt die OECD Deutschland hingegen Fortschritte. So würden nach jüngsten Schätzungen voraussichtlich 42 Prozent aller jungen Menschen im Verlauf ihres Lebens ein Studium an einer Universität oder Fachhochschule aufnehmen. 1995 waren dies erst 26 Prozent. Die Zahl der erfolgreichen Hochschulabsolventen stieg in Deutschland im gleichen Zeitraum von 14 auf 30 Prozent eines Altersjahrganges.

Im Schnitt der OECD-Staaten lag die Quote allerdings deutlich höher. Demnach stieg der Anteil der Studienanfänger zwischen 1995 und 2010 von 37 Prozent auf 62 Prozent. Die Quote der erfolgreichen Hochschulabsolventen kletterte im weltweiten Schnitt von 20 Prozent auf 39 Prozent.

In Deutschland wenden Staat, Wirtschaft und Privatpersonen nach der OECD-Übersicht 5,3 Prozent des Brutto-Inlandsproduktes (BIP) für Bildung auf. Dies ist allerdings weiterhin weniger als im OECD-Schnitt (6,2 Prozent), wo weitaus häufiger in private Universitäten investiert wird als in Deutschland.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa/AFP

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