Politik

Auslieferung Binalshibhs Deutschland verzichtet

Deutschland verzichtet auf die Auslieferung des mutmaßlichen Drahtziehers der Terroranschläge vom 11. September, Ramzi Binalshibh, wenn die USA Anspruch auf ihn erheben. "Wenn - wie es den Anschein hat - die USA die Auslieferung verlangen, hat das für uns Vorrang", sagte Bundesinnenminister Otto Schily. "Selbstverständlich sind die USA von den schrecklichen Attentaten am stärksten betroffen. Es versteht sich von selbst, dass sie den ersten Zugriff haben", begründete Schily seine Entscheidung. Binalshibh droht in den USA die Todesstrafe.

USA fordern Auslieferung

US-Außenminister Colin Powell bezeichnete die Festnahme des mutmaßlichen El-Kaida-Terroristen Ramzi Binalshibh als "ziemlich großen Fang" und kündigte das Interesse der US-Behörden an seiner raschen Vernehmung angekündigt. In einem Interview mit dem n-tv Partnersender CNN ging Powell am Sonntag jedoch nicht direkt darauf ein, ob die USA die Auslieferung des mutmaßlichen Drahtziehers der Anschläge vom 11. September verlangen werden. "Ich bin sicher, dass wir uns Zugang zu ihm verschaffen und ihn unter unsere Kontrolle bringen wollen", sagte Powell.

Auch US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice bekräftigte das Interesse der USA an Binalshibh. "Wir wollen zweifellos, dass er an uns ausgeliefert wird, und wir wollen auf alle Fälle herausbekommen, was er weiß", sagte Rice dem US-Fernsehsender Fox.

Noch am Samstag hatte Schily am Rande des EU-Innen- und Justizministerrates in Kopenhagen angekündigt, dass Deutschland einen Antrag auf Auslieferung stellen werde.

Binalshibh von 36 Spezialisten verhört

Binalshibh soll indes nach Angaben einer pakistanischen Zeitung auf ein Schiff der US-Kriegsmarine gebracht worden sein. Die Zeitung "Ausaf" berichtet, 36 Spezialisten des US-Bundeskriminalamts FBI seien an den Verhören Binalshibhs beteiligt. Das Schiff liege nahe der Küste. Die Zeitung "Jang" schrieb, Binalshibh solle erst ausgeliefert werden, wenn er Aussagen über die Verstecke von El-Kaida-Terroristen in Pakistan gemacht habe.

Gegen den mutmaßliche Top-Terroristen Binalshibh, der am vergangenen Mittwoch unter spektakulären Umständen in Pakistan festgenommen worden war, besteht seit September 2001 ein internationaler Haftbefehl aus Deutschland. Der Haftbefehl "wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, des mehrtausendfachen Mordes und anderer schwerer Straftaten" wurde von Generalbundesanwalt Kay Nehm erwirkt und vom Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs erlassen.

Der 30-jährige Binalshibh, der in Hamburg mit dem Kamikazepiloten Mohammed Atta zusammengelebt hatte, war am Jahrestag der Anschläge von New York und Washington, zusammen mit elf Komplizen in der pakistanischen Hafenstadt Karachi gefasst worden. Seine Festnahme, die erst am Wochenende bekannt wurde, gilt als größter Schlag gegen das Terrornetzwerk von Osama bin Laden seit der Festnahme seines Militärchefs Abu Subaida im März in Pakistan.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen