Politik

"Kalte Aussperrungen" verhindern Die "Flexi-Streiks" der IG Metall

Der letzte Streik in der Metall- und Elektroindustrie mit ihren 3,6 Millionen Beschäftigten in Deutschland liegt sieben Jahre zurück. Damals waren 22.000 Metaller in Bayern für knapp zwei Wochen in den Ausstand getreten. Dieses Mal tritt die IG Metall mit einer neuen, flexiblen Streikstrategie im traditionellen Pilotbezirk Baden-Württemberg an. Im Rahmen dieses so genannten "Flexi-Streiks" plant die IG Metall jeweils eintägige Arbeitsniederlegungen in verschiedenen Firmen.

So will die Gewerkschaft auch große Betriebe in kurzer Zeit lahm legen und möglichst viele Arbeitnehmer einbeziehen. Gleichzeitig aber sollen die Auswirkungen auf andere Betriebe möglichst gering gehalten werden, um "kalte Aussperrungen" zu verhindern. Unternehmen können als Antwort auf den Arbeitskampf der Gewerkschaft aussperren, was bedeutet, dass Arbeitswillige nicht in die Betriebe gelassen werden. Damit kann auf die IG Metall Druck ausgeübt werden, weil den betroffenen Gewerkschaftsmitgliedern dann Streikunterstützung gezahlt werden muss.

Von "kalter Aussperrung" wird gesprochen, wenn in nicht bestreikten Betrieben die Arbeit ruhen muss, weil beispielsweise Teile von Zulieferern ausbleiben oder die eigene Produktion der Firma nicht mehr vom Auftraggeber abgenommen wird. Diese Personen erhalten dann weder Streikunterstützung von der Gewerkschaft, noch Kurzarbeiter- oder Arbeitslosengeld. Diese Regelung im Paragrafen 146 des Sozialgesetzbuches wird besonders von den Gewerkschaften immer wieder scharf kritisiert.

Streikunterstützung zahlt die Gewerkschaft an organisierte Beschäftigte, weil der Streikende während des Ausstandes keinen Anspruch auf Entgeltfortzahlung hat. Die Unterstützung errechnet sich aus dem Mitgliedsbeitrag und damit dem Bruttoeinkommen. Ein Gewerkschaftsmitglied mit 2.000 Euro Bruttogehalt würde monatlich rund 1.000 Euro erhalten. Der letzte Metallerstreik 1995 in Bayern hat die IG Metall eigenen Angaben zufolge 20 Mio. DM (rund 10,2 Mio. Euro) gekostet. Die damals erzwungene Einigung wird mit einem Gesamtvolumen von zehn Prozent angegeben und von Gewerkschaftern noch heute als Erfolg gewertet.

Quelle: ntv.de

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