Zündel, Leuchter, Williamson Die Kette der Lügner steht
27.02.2009, 15:51 UhrDer reaktionäre Traditionalisten-Bischof Richard Williamson hat sich für seine Leugnung des Holocaust entschuldigt. Seine Ansichten geändert hat er ganz offensichtlich nicht.
Angesichts der Folgen seiner Äußerungen "kann ich wahrheitsgetreu sagen, daß ich die Aussagen bedaure und daß ich sie nicht gemacht hätte, wenn ich vorher gewußt hätte, welchen Schaden und Schmerz sie anrichten würden - besonders in der Kirche, aber auch für die Überlebenden und Verwandten der Opfer von Ungerechtigkeit im Dritten Reich", heißt es in einer Erklärung, die von der Presseagentur der Piusbruderschaft veröffentlicht wurde.
Die Stellungnahme erhält erneut keine Distanzierung von der Holocaust-Leugnung. Bereits der verharmlosende Ausdruck "Ungerechtigkeit im Dritten Reich" ist wohl als Hinweis zu werten, dass Williamson an seinen Positionen festhält.
Eine weitere Lüge
Williamson betont, er habe im Interview mit dem schwedischen Fernsehen nur die Meinung "eines Nicht-Historikers" wiedergegeben, die sich "aufgrund der damals verfügbaren Beweise gebildet" habe. Schon in dem Interview hatte er sich auf den "Experten" Fred Leuchter berufen, dessen "Leuchter-Report" aus dem Jahr 1988 noch immer zur Grundausstattung von Neonazis und Holocaust-Leugnern gehört.
Williamson schreibt, diese "Meinung" sei "seitdem in der Öffentlichkeit kaum besprochen worden". Eine weitere Lüge. Besprochen wurde die Holocaust-Leugnung beispielsweise vor dem Landgericht Mannheim, das Ernst Zündel im Februar 2007 wegen Volksverhetzung zu fünf Jahren Haft verurteilte - denselben Zündel, der den "Leuchter-Report" in Auftrag gab, um sich 1988 vor einem kanadischen Gericht zu verteidigen.
Williamsons Schreiben ist bereits seine zweite Pseudo-Entschuldigung. "Angesichts des schrecklichen Sturms, der durch meine unvorsichtigen Kommentare im schwedischen Fernsehen heraufbeschworen wurde, bitte ich Sie mit allem Respekt, den Ausdruck meines tief empfundenen Schmerzes wegen der von mir ausgelösten unnötigen Verunsicherungen und Probleme zu akzeptieren", schrieb er Ende Januar an den kolumbianischen Kardinal Castrilln Hoyos. Für ihn habe nur die "Wahrheit" Bedeutung, so Williamson weiter. Bereits im Interview mit dem schwedischen Fernsehen hatte Williamson über "historische Wahrheit" gesprochen.
Holocaust-Leugner unter sich
Laut "Times" steht Williamson in Kontakt mit dem verurteilten britischen Holocaust-Leugner David Irving. Dieser sagte der Zeitung, er habe Williamson einen "langen Brief" geschrieben. Darin habe er den Geistlichen beraten, welche "nicht zurückweisbaren Fakten" er über den Holocaust ohne Risiko verbreiten könne. "Ich habe eine Mail bekommen, in der er sich dafür bedankt hat", sagte Irving.
Irving war 2006 in Österreich wegen der Leugnung des Völkermordes an den Juden während der NS-Diktatur zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nach der Umwandlung der Haft in eine Bewährungsstrafe wurde Irving ausgewiesen.
Wo "Bischof" Williamson sich aufhält, ist unklar. Laut "Times" erwägt er, "in naher Zukunft" in der Nord-Londoner Kirche Saint Joseph and Saint Padarn, die zur Piusbruderschaft gehört, eine Rede zu halten.
"Verlogen und verkorkst"
Der Vatikan bezeichnete die Entschuldigung Williamsons als nicht ausreichend. Williamson müsse seine Äußerungen vollständig und öffentlich widerrufen, bekräftigte der Vatikan.
Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland regierte mit scharfer Kritik. Williamson ziehe "seine verlogenen Thesen zum Holocaust und dessen Leugnung" keineswegs zurück, sagte Vizepräsident Dieter Graumann dem "Handelsblatt". "Diese durch und durch verkorkste Erklärung von Williamson nimmt leider überhaupt nichts zurück, sie lässt vielmehr den Schluss zu, er halte die Holocaust-Leugnung, die er ja schon seit Jahrzehnten pathologisch auslebt, weiter aufrecht." Das Thema sei "keineswegs vom Tisch, sondern aktueller als je zuvor".
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Hans Joachim Meyer, bezeichnete Williamsons Erklärung als "in keiner Weise befriedigend". Selbst wenn der Geistliche seine Aussagen über den Holocaust eindeutig widerrufen hätte, müsste man sich fragen, wie ein erwachsener Mensch sich so leichtfertig in einer so fundamentalen Frage wie der Existenz von Gaskammern in Auschwitz äußern könne, sagte Meyer dem Berliner "Tagesspiegel". Er fügte hinzu: "So jemand darf keine Verantwortung tragen."
Zwei Affären
Williamsons Äußerungen zum millionenfachen Mord der Nationalsozialisten an den Juden hatten weltweit Empörung ausgelöst und auch zu massiver Kritik an Papst Benedikt XVI. geführt. Williamson ist einer von vier Bischöfen der Piusbruderschaft, die 1988 von Erzbischof Marcel Lefebvre geweiht worden waren. Da die Bischofsweihe gegen den Willen des Vatikan vollzogen wurde, wurden der mittlerweile gestorbene Lefebvre und die vier "Bischöfe" exkommuniziert.
Benedikt XVI. hatte diese Exkommunikation im Januar aufgehoben, was in der katholischen Kirche ebenfalls auf Kritik stieß, da die Piusbruderschaft weiterhin das Zweite Vatikanische Konzil ablehnt und bislang nicht hat erkennen lassen, dass sie zu Zugeständnissen bereit ist. Die Leugnung des Holocaust hat Benedikt XVI. mehrfach als "nicht hinnehmbar" bezeichnet. Im Mai will der Papst nach Israel reisen.
Quelle: ntv.de, mit dpa, rts