Ökologische Landwirtschaft Die Kosten für die Bauern
11.01.2001, 16:07 UhrSeit Ausbruch der BSE-Krise ist der ökologische Landbau zur Hoffnung der Verbraucher auf gesunde Nahrungsmittel geworden. Die Politik will auf ihn umschwenken, doch so einfach ist das nicht.
Denn für den Bauern ist der Umstieg auf die naturnahe Produktionsweise mit höheren Kosten verbunden. "In der zweijährigen Umstellungsphase muss der Landwirt umfangreich investieren", erklärte Uli Zerger von der Stiftung Ökologie und Landbau in Darmstadt gegenüber n-tv.de. Höhere Preise für seine Erzeugnisse erhalte der Landwirt aber erst nach dieser Zeit.
Den Viehbauern träfen die Mehrkosten jedoch weitaus stärker als Landwirte, die lediglich Ackerbau betrieben, betonte Zerger. Sie müssten in den Neu- oder Umbau der Viehställe mehrere hunderttausend Mark stecken. Auf die Investitionen hätten auch Größe und Lage eines Hofes Einfluss.
Bei den laufenden Kosten stelle sich die Situation komlexer dar. Während der Materialeinsatz bei Öko-Bauern im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft billiger ist, sind die Personalkosten erheblich höher. Das bestätigen auch Zahlen einer EU-Studie für die Jahre 1995 bis 1997 und des Agrarberichts der Bundesregierung vom vergangenen Jahr.
Dem Agrarbericht zufolge musste ein Ökobauer 1999 lediglich eine Mark je Hektar in den Pflanzenschutz investieren. Konventionelle Landwirte gaben dafür 88 Mark je Hektar aus. Auch für Düngemitteln (15 Mark/ 154 Mark) und Tierfutter (155 Mark/ 423 Mark) sieht die Bilanz des Ökobauers günstiger aus. Ins rechte Licht gerückt werden diese Zahlen durch eine andere Zahl: während der Landwirt eines konventionellen Betriebes 117 Mark Personalkosten je Hektar hatte, betrugen sie bei Öko-Höfen 215 Mark.
Entscheidend sei am Ende, wieviel Gewinn ein Hof jährlich abwerfe, erklärte Zerger. Hinter dem Gewinn verberge sich in welchem Verhältnis sich Ertrag zu Kosten und Aufwand befänden. Nach der Stichprobe des Agrarberichts habe der Gewinn eines Öko-Bauern im Jahr 1999 53.972 Mark, der des konventionellen Landwirtes 57.696 Mark betragen. Die anteiligen Prämien, die EU und Länder den Landwirten gewähren, seien darin schon enthalten.
In Deutschland gibt es etwa 7500 Ökobetriebe, die rund 400.000 Hektar Fläche bewirtschaften. Das sind rund zwei Prozent der gesamten Anbaufläche. Der marktanteil ökologischer Produkte liegt unter fünf Prozent. Im ökologischen Landbau müssen strenge Richtlinien eingehalten werden. So ist in der Tierhaltung Auslauf vorgeschrieben, Futter muss aus ökologischen Betrieben zugekauft werden. Beim Pflanzenanbau verzichten die Landwirte auf chemische Schädlingsbekämpfung. Gentechnisch veränderte Saat und Pflanzen sind nicht zugelassen.
Quelle: ntv.de