Stoibers Wahlkampf Die Parteien positionieren sich
15.01.2002, 13:01 UhrEndlich hat die Union sich auf einen Kanzlerkandidaten geeinigt. Jetzt geht es nicht nur um die Zusammenstellung eines schlagkräftigen Wahkampf-Teams, sondern vor allem um politischen Strategien, wie Gerhard Schröder wirksam aus seinem Amt gedrängt werden kann.
Doch statt Geschlossenheit zu demonstrieren, geht das Gerangel gleich weiter. Erst herrschte Uneinigkeit über den Ort des Wahlkampfbüros dann werden konkrete Wahlstrategien eher vage formuliert. Die Pressestelle der CSU reagierte gegenüber n-tv.de zurückhaltend: Das müsse man erst alles noch klären. Einzig der Schwerpunkt sei klar: Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik.
Da sind die gegenerischen Parteien schon weitaus fleißiger. Die PDS reibt sich die Hände. Von den anstehenden Monaten verspricht sie sich einen überaus lebhaften Wahlkampf. Ein Stoiber als Kanzlerkandidat bietet der Partei genügend Angriffsfläche. Und die wollen sie auch zu Genüge nutzen, versicherte der neu ernannte Pressesprecher Hendrik Thalheim.
Für die Vertreter aus dem Osten sind die Wahlkampfstrategien klar. Nach Ansicht von Thalheim ändert daran auch der neue Kanzlerkandidat nichts. Merkel wäre auch nicht an einem wirtschaftlichen Wahlkampf vorbeigekommen. Denn das sei diesmal schließlich das Hauptthema. Darum hält die Partei an ihren Wahlzielen fest: soziale Gerechtigkeit, friedliche Konfliktlösung und Osterweiterung als Chance. Außerdem erhofft sich die PDS, die stärkste Partei des Osten und drittstärkste des Westen zu werden. Dabei sei es nur hilfreich, daß Stoiber sich bisher noch keine Lorbeeren zum Thema Osten verdient hat. Der Pressesprecher ist zuversichtlich: "So können wir dem Wähler wenigstens klar machen, warum er PDS wählen sollte. "
Die FDP geht da nicht ganz so leidenschaftlich vor. Martin Koth, Pressesprecher der Bundestags-Fraktion formuliert es so: "Die FDP führt ihren eigenen Wahlkampf mit ihren eigenen Inhalten und ihrer eigenen Strategie. Wenn wir uns darum kümmern würden, wer Kanzlerkandidat einer anderen Partei ist und davon unsere Strategien abhängig machen würden, könnten sie diese Strategien in der Pfeife rauchen."
Dennoch ist der Ausgang der Kandidatenfrage für die FDP kein Nachteil. Der Pressesprecher freut sich: "Wir sind die Mitte und die ist jetzt frei, weil die SPD gemeinsam mit den Grünen und der PDS nach links abdriftet und die CDU mit Herrn Stoiber als bekennendem Konservativen klar rechts positioniert ist . Für uns hätte es also gar nicht besser kommen können!"
Ansonsten wollen die freien Demokraten über inhaltliches Vorgehen keine Koalitionsaussage machen und weiter an der "Strategie 18 " festhalten. Das bedeutet, sie streben die 18 Prozent-Marke an, um so viel Gewicht zu erhalten, daß sie sich eine von den großen Parteien für eine Zwei-Parteien-Koalition aussuchen können. Ihre Themen dabei sind Arbeitsmarkt-, Sozial- und Steuerpolitik.
Eigentlich sind genau das ja auch die Themen, die mit Stoiber in Verbindung gebracht werden. Für die SPD gilt das allerdings ebenso. Die Konkurrenzpartei ist bisher übrigens auch die Einzige, die wohl lieber mit Merkel als Stoiber diskutiert hätte. Prompt kritisierte Bundeskanzler Gerhard Schröder seinen Konkurrenten hart in den Punkten Kombi-Lohn Modell und Zuwanderungspolitik.
Quelle: ntv.de