Politik

Von Attac bis Venro Die Protest-Gruppen

Dutzende Gruppen, Aktionsbündnisse und lokale Initiativen engagieren sich gegen den G8-Gipfel. Ihre Anliegen und ihre Protestformen unterscheiden sich dabei teilweise erheblich. Im Folgenden ein Überblich über die wichtigsten Anti-G8-Gruppen:

ATTAC
Das globalisierungskritische Netzwerk Attac steht im Mittelpunkt des G8-Widerstands. Es zählt weltweit rund 90 000 Mitglieder in 50 Ländern, in Deutschland sind es rund 18 000, verteilt auf etwa 250 Ortsgruppen. Zum G8-Gipfel ist Attac an fast allen Aktionen und Veranstaltungen beteiligt und Mitorganisator der Großdemonstration am 2. Juni in Rostock sowie des Alternativgipfels. "Attac spielt auf jeden Fall eine sehr zentrale Rolle", sagt der Experte für soziale Bewegungen vom Wissenschaftszentrum Berlin, Simon Teune. "Als Netzwerk hat die Organisation Mitglieder aus unterschiedlichen Spektren. Radikale Linke sind genauso dabei wie Christen oder Gewerkschafter." Eigenen Angaben zufolge sieht Attac die G8 als eine "nicht demokratisch legitimierte" Institution an und stellt daher keine konkreten Forderungen an den Gipfel.

GREENPEACE
Die Anfang der 70er Jahre im kanadischen Vancouver gegründete internationale Umweltschutzorganisation Greenpeace ist vor allem durch Kampagnen gegen Kernwaffentests und Aktionen gegen den Walfang bekannt. Sie konzentriert sich auf ökologische Probleme wie Überfischung, die globale Erwärmung, die Zerstörung von Urwäldern und die Gentechnik. Greenpeace Deutschland ist mit mehr als 550 000 Fördermitgliedern eine der größten deutschen Umweltorganisationen und Mitorganisator des Alternativgipfels. Außerdem hatte die Organisation zur Teilnahme an der Großdemonstration am 2. Juni in Rostock aufgerufen. Greenpeace stehe in der Tradition des "gewaltfreien Widerstands", sagt eine Sprecherin.

BUND
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) setzt sich seit mehr als 30 Jahren für den Natur-und Umweltschutz ein. Er gibt mehr als 390 000 Mitglieder an. Der BUND engagiert sich für konsequente ökologische Politik, gegen Gentechnik und für Reduzierung der Treibhausgase. Er ist Mitinitiator und Träger des Alternativgipfels und fordert von den G8-Staaten als größte Treibhaus-Emittenten die Reduzierung der Treibhausgase um 30 Prozent bis 2020.

OXFAM
Die Hilfs-und Entwicklungsorganisation Oxfam engagiert sich weltweit gegen Armut und leistet Krisenhilfe am Ort. Wird eigenen Angaben zufolge von Prominenten wie Heike Makatsch unterstützt. Oxfam International, ein Verbund von 13 Oxfam-Organisationen, arbeite mit mehr als 3000 lokalen Partnerorganisationen in 1000 Ländern zusammen. Der Mitorganisator des Alternativgipfels vom 5. bis 7. Juni fordert die G8-Staaten zur Einlösung ihrer Versprechen an die Entwicklungsländer auf.

VENRO
Der Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen hat rund 100 Mitglieder. Dazu gehören unter anderem der Arbeiter-Samariter-Bund, Brot für die Welt oder die Stiftung Weltbevölkerung. Die Mitgliedsorganisationen setzen sich für Armutsbekämpfung, Verwirklichung der Menschenrechte und Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen ein. VENRO ist Mitträger der Kampagne "Deine Stimme gegen Armut".

GLOBAL MARSHALL PLAN INITIATIVE
Die im Mai 2003 gegründete Global Marshall Plan Initiative will einen globalen Ordnungsrahmen für die Weltwirtschaft schaffen. "Wir brauchen so etwas wie einen weltweiten Marshall-Plan", erklärt der internationale Koordinator der Initiative, Frithjof Finkbeiner, sein Ziel.

PAX CHRISTI
Pax Christi ist eine internationale katholische Organisation, die sich selbst als "ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche" versteht. Die Bewegung unterstützte die Großdemonstration am 2. Juni und will sich am "Alternativgipfel" beteiligen. Sie sieht die G8 als eine nicht legitime Institution an.

ERLASSJAHR.DE
Das Bündnis erlassjahr.de umfasst unter anderem evangelische Landeskirchen, katholische Diözesen, Eine-Welt-Gruppen und entwicklungspolitische Organisationen. Es setzt auf die Entschuldung der ärmsten Länder und fordert dies auch von den G8-Staaten.

GERECHTIGKEIT JETZT!
Die Welthandelskampagne Gerechtigkeit Jetzt! ist ein Bündnis aus 42 Organisationen aus den Bereichen Entwicklung, Kirche, Umwelt, Menschenrechte und Gewerkschaften. Unter anderem gehören Ortsgruppen der Arbeiterwohlfahrt, die Organisation Brot für die Welt, der BUND oder das DGB-Bildungswerk zu den Trägern von Gerechtigkeit Jetzt!. Das Bündnis besteht seit dem Sommer 2003 und setzt sich eigenen Angaben zufolge aktiv für gerechten Welthandel ein, "der allen Menschen, vor allem den Armen, nützt und der die Umwelt schützt". Das Bündnis sieht die G8 als illegitime Institution an.

BLOCK G8
Das Aktionsbündnis Block G8 hat sich vor eineinhalb Jahren gegründet, um den G8-Gipfel in Heiligendamm aktiv zu stören. "Wir sind ein breites Bündnis mit Gruppen aus der IG-Metall-Jugend über christliche Organisationen bis hin zur Antifa-Bewegung", sagt Sprecherin Frauke Banse. Das Bündnis möchte die Zufahrtsstraßen zum Tagungsort in Heiligendamm blockieren. "Wir wollen den G8-Gipfel real und effektiv unterbrechen und von seiner Infrastruktur abschneiden!", heißt es. Von Gewalt entfernt sich das Bündnis: "Uns geht es nicht um Ausschreitungen, sondern um die politische Botschaft", sagt Banse. Für das Bündnis ist die G8 eine illegitime Institution.

BUKO
Die Bundeskoordination Internationalismus, kurz BUKO, ist der Dachverband von etwa 150 verschiedenen Gruppierungen in Deutschland, darunter Dritte-Welt-Gruppen, entwicklungspolitische Organisationen, Läden, Kampagnen und Zeitschriftenprojekte. BUKO wurde 1977 gegründet und versteht sich als loses Netzwerk politisch links gerichteter Aktionen. Es ist Teilnehmer und Unterstützer vom Aktionsbündnis Block G8 und sieht die G8 als illegitime Institution an.

INTERVENTIONISTISCHE LINKE
Die Interventionistische Linke (IL) ist ein Netzwerk aus linksradikalen Gruppen und Einzelpersonen. Sie haben sich vor rund zwei Jahren zusammengeschlossen, um ihre Positionen gemeinsam einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Laut Verfassungsschutzbericht 2006 gehören der IL neben Gruppierungen des militanten autonomen Lagers mehrere revolutionär-marxistische Organisationen sowie verschiedene, nicht ausschließlich linksextremistische Einzelpersonen an. Die IL wendet sich gegen den Kapitalismus und sieht die G8 als illegitime Institution an. Das Netzwerk ist Teil des Blockadebündnisses Block G8 und will zum Gipfel in Heiligendamm die Zeitung G8 Extra herausgeben.

DISSENT!
Das Netzwerk dissent! hat sich im Herbst 2004 im Rahmen der Protestvorbereitung zum G8 Gipfel 2005 in Gleneagles gegründet, um nach eigenen Angaben "eine Vernetzung des Widerstandes gegen diesen Gipfel zu ermöglichen." Nach den Worten von Wissenschaftler Simon Teune gehört dissent! zur radikalen Linken. Laut Verfassungsschutzbericht 2006 sind an dem Netzwerk vorwiegend Autonome aber auch Angehörige einzelner trotzkistischer Gruppen beteiligt. Das Netzwerk sieht die G8 als illegitime Institution an. Zum Gipfel in Heiligendamm wollen die Mitglieder des Netzwerks "auf die Straße" und nicht am Alternativgipfel teilnehmen, wie Sprecher Carl Kemper sagt. Ziel sei es, mit Demonstrationen und Blockaden den Gipfel massiv zu stören.

ANTI G8-BÜNDNIS FÜR EINE REVOLUTIONÄRE PERSPEKTIVE
Das Bündnis will eigenen Angaben zufolge die Zusammenarbeit mit allen Organisationen der Linken und gewerkschaftlichen Basisgruppen fördern. Sowohl linksradikale als auch autonome und antifaschistische Gruppen sind Teil des losen Zusammenschlusses.

Quelle: ntv.de

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