Steine, Bomben, Brandsätze Die Revolution greift wieder an
05.02.2012, 17:52 Uhr
Ein Zivilist versucht, die Gewalt zwischen Polizei und Steinewerfern zu stoppen.
(Foto: AP)
In Kairo wird das Finanzministerium angezündet, auf eine Gaspipeline nach Israel wird ein Anschlag verübt, Demonstranten greifen das Innenministerium an. Insgesamt zwölf Menschen sterben bei den Protesten, die von blutigen Krawallen in einem Fußballstadion ausgelöst worden waren. Die Demonstranten fordern eine zivile Regierung.
In Ägypten ist es auch am Wochenende zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gekommen. In Kairo gingen am Sonntag Polizisten mit Tränengas gegen Regierungskritiker vor, die das Innenministerium mit Steinen angriffen.
Bei den Auseinandersetzungen vor dem Gebäude wurden in den vergangen vier Tagen sieben Menschen getötet. Berichten zufolge hat die Polizei vier Mauer in den Straßen um das Ministerium aufgebaut.
Die Demonstranten werfen den Sicherheitsbehörden vor, den Tod von 74 Menschen bei den Krawallen im Fußballstadion von Port Said nicht verhindert oder die Ausschreitungen sogar angezettelt zu haben. Einige Aktivisten glauben, dass noch im Regierungsdienst verbliebene Unterstützer des gestürzten Präsidenten Husni Mubarak hinter dem Zwischenfall in Port Said stecken, bei dem auch etwa 1000 Menschen verletzt wurden.
Finanzministerium wird angezündet
Im Zuge der wiederaufgeflammten Proteste wurde auch das Finanzamt in Kairo in der Nacht zu Sonntag in Brand gesetzt, wie das Staatsfernsehen berichtete. Teile des Gebäudes brannten lichterloh. Laut Medienberichten wurden mehrere Polizeiwachen überfallen.
Bei den seit vier Tagen andauernden Protesten gegen die Regierung kamen landesweit mindestens zwölf Menschen ums Leben. Es war damit eine der blutigsten Wochen seit Beginn des Aufstandes gegen den früheren Präsidenten. Zwar gab der von der Armee ernannte Ministerpräsident Kamal al-Gansuri kürzlich erste personelle Konsequenzen gegen Sicherheitsverantwortliche bekannt. Zur Enttäuschung vieler Parlamentarier entließ die Regierung den Innenminister jedoch nicht.
Anschlag auf Gaspipeline nach Israel
Auch außerhalb von Kairo hielt die Gewalt an: Unbekannte verübten erneut einen Anschlag auf die Gaspipeline nach Israel. Westlich der Küstenstadt Al-Arisch sei es zu einer Explosion gekommen, berichteten Augenzeugen sowie das Staatsfernsehen. Nach Angaben des staatlichen Betreibers Gasco ist das Feuer seit Tagesanbruch unter Kontrolle, die Gasversorgung ist allerdings unterbrochen. Seit Mubaraks Sturz sind mindestens zwölf Anschläge auf die Pipeline zwischen Ägypten und Israel verübt worden.
Ein von den Generälen eingesetztes ziviles Beratergremium sprach sich dafür aus, die Anmeldung von Kandidaturen schon ab 23. Februar zuzulassen. Ursprünglich war der Beginn des Rennens um das Amt erst Mitte April und die Präsidentschaftswahl Mitte Juni vorgesehen.
Auch der prominenteste Bewerber um die Präsidentschaft, Amre Mussa, pochte auf einen neuen Fahrplan. Die Wahl dürfe nicht später als Ende April stattfinden. Über Twitter äußerte er sich besorgt über die aktuelle Situation. Die Stabilität des nordafrikanischen Landes sei gefährdet, betonte der ehemalige Chef der Arabischen Liga. Deshalb sei eine Übergabe der Macht an ein vom Volk gewähltes Staatsoberhaupt dringend notwendig.
Quelle: ntv.de, hvo/rts/dpa