Politik

"Dishfire" greift für die NSA alles, "was es kann" Die SMS-Sammler

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(Foto: imago stock&people)

In einer Rede verrät Barack Obama heute, was sich bei der NSA ändern soll. Neue Enthüllungen kommen dem US-Präsidenten wenig gelegen. Sie belegen, dass der Geheimdienst mehrere hundert Millionen SMS mitliest.

Fast 200 Millionen SMS - so viel kann die NSA laut einem Zeitungsbericht jeden Tag abgreifen. Wie die britische Zeitung "Guardian" vermeldet, sammele ein Programm mit dem Namen "Dishfire" wahllos "so ziemlich alles, was es kann". Das gehe aus Papieren des britischen NSA-Partnerdienstes GCHQ hervor.

Aus den Kurznachrichten fischen die Geheimdienste angeblich Informationen über Reisepläne, Adressbücher oder Finanz-Transaktionen. Informationen über den Bekanntenkreis eines Nutzers geben zum Beispiel Benachrichtigungen über entgangene Anrufe. Jeden Tag sammele die NSA den Unterlagen zufolge mehr als fünf Millionen davon ein. Genauso wiesen 1,6 Millionen registrierte Roaming-Benachrichtigungen auf Grenzübertritte hin. Ebenso seien aus mehr als 76.000 Kurznachrichten Geodaten extrahiert worden.

Wie der "Guardian" weiter berichtet, gebe ein weiteres Dokument einen Eindruck von der Auswertungskapazität des Systems: Die Geheimdienst-Analysten würden darin aufgefordert, nach nicht mehr als 1800 Telefonnummern gleichzeitig zu suchen. Die Dokumente stammten aus dem Fundus des Informanten Edward Snowden und seien 2012 von einer Seite mit Anleitungen zum "Dishfire"-System für GCHQ-Mitarbeiter heruntergeladen worden. Das System sei zu diesem Zeitpunkt im Einsatz gewesen.

Rede mit Symbolwert

Nach Schätzung des Marktforschers Informa TM wurden im Jahr 2012 weltweit rund 6,7 Billionen SMS versandt. Das macht knapp 18,36 Milliarden Kurznachrichten pro Tag und hieße, dass die NSA etwa ein Prozent des weltweiten Aufkommens abgreifen kann. Zugleich verlagern immer mehr Smartphone-Nutzer ihre Kommunikation von der klassischen Mobilfunk-SMS zu Internet-Kurznachrichtendiensten wie etwa WhatsApp, Apples iMessage oder BBM von Blackberry. Im Zuge des NSA-Skandals hatten unter anderem Apple und Blackberry wiederholt betont, dass ihre Dienste sicher verschlüsselt seien.

Eine NSA-Sprecherin widersprach auf Anfrage der Zeitung dem Eindruck, dass die Daten ohne Verdacht und unkontrolliert gesammelt würden. Die Fähigkeiten würden gegen Aufklärungsziele eingesetzt. Seit den ersten Enthüllungen Anfang Juni wird deutlich, dass die NSA alle möglichen Arten der Kommunikation überwacht. So greift sie E-Mails, Adressbücher und den Datenverkehr zwischen Rechenzentren von Internet-Konzernen ab. Sie kann demnach auch Handy-Gespräche abhören und Mini-Wanzen in Computer einbauen.

Mit Spannung erwartet wird derweil die Rede, die Barack Obama am Nachmittag im Justizministerium halten will. Der Auftritt des US-Präsidenten hat großen Symbolwert. Es geht um das Image der Weltmacht um den Umgang mit ihren Freunden und Verbündeten. Beides hat in den vergangenen Monaten massiv gelitten. Experten erwarten, dass Obama zwar versöhnliche Zeichen setzen, am Ende jedoch darauf verweisen werde, dass alles nach Recht und Gesetz zugehe.

Quelle: ntv.de, cro/dpa

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