Politik

Obama im 21. Jahrhundert "Die Welt braucht Russland"

Obama vor dem Abschlussjahrgang der "Neuen Ökonomischen Schule".

Obama vor dem Abschlussjahrgang der "Neuen Ökonomischen Schule".

(Foto: REUTERS)

US-Präsident Barack Obama hat Russland zu mehr Mitverantwortung im Kampf gegen die Weiterverbreitung von Atomwaffen und zur Zusammenarbeit angesichts der Finanzkrise aufgefordert.

Die Welt brauche Russland als moderne Großmacht, die Abschied nehme vom Denken in alten Kategorien des Kalten Krieges, betonte Obama in einer mit Spannung erwarteten Grundsatzrede vor Absolventen der "Neuen Ökonomischen Schule" in Moskau. Der US-Präsident setzte sich zugleich nachdrücklich für die bürgerlichen und demokratischen Rechte der Menschen auch in Russland ein.

"Sichtweise des 20. Jahrhunderts"

Das "neue Russland" darf sich nach den Worten Obamas bei seiner Standortbestimmung und seiner Vorstellung von Macht nicht von der Vergangenheit beeinflussen lassen. Es sei die Sichtweise des 20. Jahrhunderts, dass Russland und die USA gegensätzliche Interessen hätten, und dass die Stärke des einen Landes mit der Schwäche des anderen verbunden sei. Es sei Denken des 19. Jahrhunderts, das von "Einflusssphären" ausgehe und davon, dass "Großmächte Blöcke schmieden müssen, um eine Balance zwischen ihnen herzustellen".

Unter dem imposanten Glasdach des aufwendig renovierten alten Handelszentrums Gostiny Dwor warnte Obama eindringlich vor der Weiterverbreitung von Atomwaffen. Nordkorea und der Iran müssten am Vorantreiben ihrer Nuklearpläne gehindert werden. Es sei wichtig, dass internationales Recht und internationale Abkommen respektiert würden. Verletzungen müssten bestraft werden. Der Respekt vor der nationalen Souveränität ist nach den Worten Obamas ein Kernstück der internationalen Ordnung. Das gelte auch für Georgien und die Ukraine, sagte Obama mit indirektem Verweis auf die von Moskau kritisierten NATO-Ambitionen der Ex-Sowjetrepubliken. Obama betonte, dass die NATO die Zusammenarbeit mit Moskau suche, nicht die Konfrontation.

Treffen nach Fernduell

Zuvor war der US-Präsident mit Regierungschef Wladimir Putin zusammengetroffen - wenige Tage nach einem verbalen Fernduell zwischen beiden. Obama hatte zu US-Journalisten gesagt, Putin stehe "noch mit einem Bein in der Vergangenheit". Der Ex-Kremlchef hatte dies mit der Bemerkung gekontert, er stehe fest auf beiden Beinen und schaue in die Zukunft. Das Treffen in Putins Residenz Nowo-Ogarjowo bei Moskau sei "sehr erfolgreich, (...) offen und ehrlich" verlaufen, sagte ein hoher US-Beamter, der namentlich nicht genannt werden wollte. Es seien aber auch deutliche Differenzen zutage getreten. Beide Politiker waren sich seit Obamas Amtsantritt im Januar 2009 noch nicht begegnet.

"Wir sind uns vielleicht nicht in allen Punkten einig. Aber wir werden die Fragen in gegenseitiger Achtung und zum Wohle unserer Völker besprechen", sagte Obama. Das Treffen sei "eine exzellente Gelegenheit, die Beziehungen auf ein festes Fundament zu stellen". Putin betonte, dass mit Obamas Namen "die Hoffnung auf eine Verbesserung der Beziehungen verbunden" sei. Das bilaterale Verhältnis habe gute, aber auch schwierige Phasen erlebt. Mit dem früheren Kremlchef sprach Obama unter anderem über das von Moskau kritisierte US-Raketenabwehrprojekt in Mitteleuropa.

Am zweiten Tag seines Antrittsbesuchs in Moskau traf Obama auch den Friedensnobelpreisträger und früheren sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow zum Meinungsaustausch. Der US-Präsident wollte auch erneut mit seinem Amtskollegen Dmitri Medwedew sowie mit Vertretern der Zivilgesellschaft und der Opposition zusammenkommen. An diesem Mittwoch fliegt Obama, der mit Frau Michelle und den beiden Töchtern nach Moskau gereist war, zum G8-Gipfel in Italien weiter.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen