Politik

Zahl der Todesopfer noch unklar Die meisten Geiseln in Nairobi sind befreit

Nach einer Geiselnahme in einem Einkaufszentrum in Nairobi halten die Feuergefechte zwischen kenianischen Spezialkräften und islamistischen Terroristen weiter an.

Nach einer Geiselnahme in einem Einkaufszentrum in Nairobi halten die Feuergefechte zwischen kenianischen Spezialkräften und islamistischen Terroristen weiter an.

(Foto: AP)

Mit massivem Einsatz von Armee und Polizei gelingt es offenbar, einen Großteil der Geiseln in Nairobi in Sicherheit zu bringen. Doch noch befinden sich etwa 10 Menschen in der Gewalt der radikalislamische Al-Shabaab-Miliz.

Soldaten drangen in das Einkaufszentrum ein und suchten nach den Angreifern.

Soldaten drangen in das Einkaufszentrum ein und suchten nach den Angreifern.

(Foto: dpa)

Die meisten der in einem Einkaufszentrum in Nairobi festgehaltenen Geiseln sind nach Angaben der kenianischen Armee wieder frei. Die Sicherheitskräfte hätten zudem den Großteil des Gebäudekomplexes unter ihre Kontrolle gebracht, erklärte das Militär. Demnach wurden mindestens vier Soldaten bei dem Einsatz verletzt. Es werde alles unternommen, um die Geiselnahme zu einem "raschen Ende" zu bringen. Noch sind etwa 10 Geiseln in der Gewalt der Islamisten.

Unterdessen ist die Zahl der Opfer des blutigen Überfalls weiter gestiegen. Einsatzkräfte hatten bei einer Rettungsaktion neun weitere Leichen entdeckt. Damit liegt die Zahl der Toten bei 68.

Islamistische Terroristen hatten in dem Einkaufszentrum in Nairobi am Samstag ein Blutbad angerichtet. Neben den Todesopfern zählten die Helfer mindestens 175 Verletzte. Unter Einsatz von Waffengewalt waren kenianische Elitetruppen tief in das Einkaufszentrum vorgedrungen, wo sich die Terroristen der radikalislamischen Miliz Al-Shabaab noch immer mit einigen Geiseln verschanzt halten. Über dem vierstöckigen Gebäude kreisen Militärhubschrauber.

Wohl auch Frauen dabei

Überlebende versteckten sich vor den Angreifern.

Überlebende versteckten sich vor den Angreifern.

(Foto: dpa)

Unter den etwa 10 bis 15 Tätern sind Präsidenten Uhuru Kenyatta zufolge auch Frauen. "Die Kriminellen befinden sich jetzt an einem einzigen Ort in dem Gebäude", sagte er. "Wir haben eine gute Chance, die Terroristen zu neutralisieren."

Zuvor hatte Kenyatta Überlebende in einer Klinik besucht. "Lasst uns zusammen als eine Nation trauern", sagte er. Der Präsident selbst hatte bei der Attacke seinen Neffen und dessen Verlobte verloren.

Al-Shabaab-Miliz bekennt sich zu dem Überfall

Rund ein Dutzend maskierter und mit Maschinengewehren bewaffneter Terroristen hatten am Tag zuvor das exklusive Einkaufszentrum gestürmt, in dem vor allem Ausländer und reiche Kenianer shoppen gehen. Sie schossen um sich und warfen Granaten. Ein Augenzeuge in Nairobi sagte: "Sie zeigten uns arabische Schriften. Wenn man sie lesen konnte, war man gerettet. Wenn man sie nicht lesen konnte, erschossen sie einen."

Unter den Toten sind mehrere Ausländer, darunter drei Briten, zwei Französinnen und eine Niederländerin. Mehrere US-Bürger wurden verletzt. Das Auswärtige Amt in Berlin hatte zunächst keine Hinweise darauf, dass auch Deutsche betroffen sein könnten.

Zu dem Anschlag bekannte sich die radikalislamische Al-Shabaab-Miliz aus Somalia. Kenia hatte das Nachbarland in den vergangenen Jahren beim Kampf gegen die Extremisten militärisch unterstützt. In einem Al-Shabaab-Tweet hieß es, in dem Gebäude hätten sich noch mehrere "Mudschahedin" verschanzt. Die Männer seien "ruhig und preisen Allah, dass sie für diese Aufgabe ausgewählt wurden". Wenig später sperrte Twitter den Account.

EU will helfen

Die Europäsiche Union bot dem ostafrikanischen Land Hilfe an. "Wir wollen das Äußerste tun, um dazu beizutragen, dass solche Angriffe künftig verhindert werden", erklärte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle verurteilte den Angriff scharf: "Wir wünschen uns, dass es gelingt, die Täter und Hintermänner dieses schrecklichen Attentats schnell zur Verantwortung zu ziehen", erklärte der Minister in Berlin. "In dieser schweren Stunde fühlen wir uns dem kenianischen Volk tief verbunden."

Großbritannien sagte der ehemaligen Kolonie Unterstützung zu. Nach Angaben der Downing Street telefonierte Premierminister David Cameron mit Präsident Kenyatta und sprach ihm sein Mitgefühl aus. Die britische Regierung richtete einen Krisenstab ein. Nach Angaben von Außenminister William Hague sind Briten unter den Opfern.

Auch Frankreichs Präsident François Hollande verurteilte den Anschlag entschieden. Unter den Opfern sind zwei Französinnen.

Kenianer halten zusammen

Die Solidarität unter den Kenianern ist derweil riesig. Nachdem das Rote Kreuz und andere Organisationen dringend zu Blutspenden aufgerufen hatten, bildeten sich vor den eigens eingerichteten Zentren schon am Morgen lange Schlangen. Der Kurznachrichtendienst Twitter wurde von Solidaritätsbotschaften überschwemmt.

"Es handelt sich um einen feigen Akt von Terroristen. Sie haben das schon einmal 1998 versucht und haben versagt. Auch dieses Mal werden sie nicht gewinnen", sagte Ex-Ministerpräsident Raila Odinga und fügte hinzu, es handele sich um einen "tragischen Moment" für seine Nation. Es war der schlimmste Anschlag in dem ostafrikanischen Land seit der Bombenattacke auf die US-Botschaft vor 15 Jahren.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen