Kerry und Lawrow: Zwei, die sich mögen "Diskutieren statt bombardieren"
14.09.2013, 16:22 Uhr
"Zwei Männer, ein Wort" - die beiden Außenminister verstehen sich allem Anschein nach blendend.
(Foto: AP)
Manchmal kann alles so einfach sein: Wo sich beim G20-Gipfel noch die eisigen Blicke von Obama und Putin kreuzten, machen die Außenminister des amerikanischen und russischen Präsidenten eine Woche später fast alles besser - und einigen sich quasi im Handumdrehen auf einen gemeinsamen Kurs in der Syrienfrage. Erstaunlich, was so eine Männerfreundschaft alles bewirken kann.
Als der Durchbruch geschafft war, mitten in der Nacht zum Samstag, brauchte John Kerry "erstmal frische Luft". Um 01.00 Uhr morgens spazierte der Außenminister der USA am malerischen Ufer des Genfer Sees entlang, begleitet nur von ein paar Sicherheitsleuten. Über das, was Sergej Lawrow tat, nachdem im Verhandlungsmarathon um Syriens Giftgaswaffen endlich die Zielmarke erreicht war, wollten russische Diplomaten keine Angaben machen. "Soviel ist aber sicher", sagte einer, "er hat sich erstmal eine Zigarette angezündet."
Ob Frischluft- oder Nikotinfanatiker, in einem waren sich die Außenminister einig: Ohne einen "Deal", ohne einen tragfähigen Fahrplan für die Abrüstung der syrischen Chemiewaffen wollte keiner von ihnen abreisen. Das gelang und es lag nach übereinstimmender Ansicht von Beobachtern zu einem guten Teil daran, dass sich Kerry und Lawrow ganz einfach mögen.
"Wie finden sie denn ihren amerikanischen Gesprächspartner, kommen sie gut mit ihm zurecht?", wurde Lawrow in einer Run de mit vor allem russischen Reportern gefragt. Natürlich traute jeder im Raum dem 63-jährigen Sohn eines Armeniers und einer Russin aus Moskau, der seit Jahren als einer der erfahrensten Diplomaten gilt, eine eher unbestimmte diplomatische Antwort zu. Schließlich hat man noch die Bilder von der Begegnung zwischen den Präsidenten Barack Obama und Wladimir Putin beim G20-Gipfel vor Augen, die den Eindruck eisiger Kälte vermittelten. Lawrow machte keine Ausflüchte: "John ist mein Freund."
Wertschätzung für seinen Verhandlungspartner brachte auch Kerry zum Ausdruck. Ohne "Sergejs harte Arbeit" wäre man in Genf wohl nicht zu einem Ergebnis gekommen, lobte er. Natürlich weiß niemand, ob sich die USA und Russland am Ende nicht doch wieder wegen Syrien zerstreiten, ob Washington sich nicht doch gezwungen sieht, Assad mit militärischer Gewalt in die Schranken zu weisen. Doch an mangelnder gegenseitiger Achtung dieser zwei Minister würde das nicht liegen.
"Die werden sich einigen"
"Diskutieren statt bombardieren" sei sein Motto, sagte Lawrow einmal. In Genf wiederholte er einen anderen seiner Lieblingssprüche: "Diplomatie braucht leise Töne." Auch da lagen Lawrow und Kerry - der Sohn eines Karrierediplomaten und einer vermögenden Vertreterin des vornehmen amerikanischen "Ostküstenadels" - auf einer Wellenlänge.
Schon am ersten Abend der Genfer Verhandlungen führten die beiden Außenminister allen vor Augen, dass sie nicht in die Schweiz geflogen waren, um sich zu streiten. Es war vermutlich kein Zufall, dass Kerry und Lawrow sich zum gemeinsamen Dinner ausgerechnet an den am besten für die Kameraleute von außen einsehbaren Tisch im Restaurant des Hotels "Intercontinental" setzten.
Die Körpersprache, die freundschaftlichen Berührungen an Armen und Schultern, das Lachen, aber auch das ernste gegenseitige Zuhören zeigten der Welt: Hier sitzen zwei Männer beim feinen Fendant-Weißwein von den Hängen des Genfer Sees, die auf gleicher Augenhöhe reden. Männer, die Abmachungen, wenn sie einmal erreicht sind, auch einhalten wollen. "Die werden sich einigen", sagte ein US-Fernsehkorrespondent bei diesem Anblick voraus. "Zwei Männer und ein Wort, das gilt. Wie im Western."
Quelle: ntv.de, Thomas Burmeister, dpa