Politik

ETA kündigt Anschläge vorher an Drei Bombenexplosionen auf Mallorca

Ein Polizist patrouilliert am Can Tere Antoni Strand von Palma.

Ein Polizist patrouilliert am Can Tere Antoni Strand von Palma.

(Foto: AP)

Zehn Tage nach dem Mordattentat auf zwei Polizisten hat die ETA neue Bombenanschläge auf der spanischen Ferieninsel Mallorca verübt. In der Hauptstadt Palma explodierten drei Sprengsätze. Wie die Polizei mitteilte, wurde niemand verletzt. Es entstand nur geringer Sachschaden.

Die ersten zwei Bomben hatten nur geringe Sprengkraft und richteten in Portixol, einer Urlauberhochburg am Rande von Palma kaum nennenswerte Schäden an. Der erste Sprengsatz detonierte in einem Szene-Restaurant. Die Bombe war in einem Rucksack, den die Terroristen in der Damen-Toilette des Lokals versteckt hatten. Das Lokal liegt auf dem Weg zwischen der Innenstadt von Palma und dem Flughafen von Mallorca. Nicht weit davon entfernt befinden sich der See- und der Jacht-Hafen von Palma.

Etwa zwei Stunden später explodierte in einem zweiten Restaurant in etwa 500 Meter Entfernung eine zweite Bombe. Das Lokal war ebenfalls vorher geräumt worden. Wie die Polizei mitteilte, detonierte eine dritte Bombe in der Innenstadt von Palma in einem unterirdischen Einkaufszentrum unterhalb des Platzes Plaza Mayor. Die Polizei hatte das Gebiet zuvor abgeriegelt. Es sei nur geringer Sachschaden entstanden, hieß es.

Eine Frau bei einem Protest gegen die ETA.

Eine Frau bei einem Protest gegen die ETA.

(Foto: REUTERS)

Vor den Detonationen hatte ein Anrufer im Namen der ETA eine telefonische Warnung durchgegeben. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Europa Press hatte die ETA in ihrer Warnung von insgesamt drei Sprengsätzen gesprochen. Zuvor hatte die Polizei in einem Hotel im Zentrum der Stadt nach einer dritten Bombe gesucht.

ETA veröffentlicht Bekennerschreiben

Obwohl bei den Anschlägen keine größeren Schäden entstanden, bedeuteten sie einen schweren Schock für den Tourismus auf Mallorca. Experten rechnen allerdings kurzfristig nicht mit großen Auswirkungen auf die Reiselust der Deutschen. Auch nach einem ersten ETA-Anschlag auf Mallorca, bei dem am 30. Juli zwei Polizisten getötet worden waren, war der Besucherstrom nicht abgerissen.

Vor zehn Tagen hatten ETA-Terroristen in der Urlauberhochburg Palmanova zwei Polizisten mit einer Bombe getötet. Wenige Stunden vor den neuen Anschlägen hatte die ETA sich in einem Kommuniqué zu dem Mordattentat auf die Beamten bekannt.

Die Sicherheitskräfte hatten nach dem Tod der Polizisten die größte Fahndungsaktion in der Geschichte Mallorcas gestartet. Sie riegelten die Insel zeitweise hermetisch ab. Bis heute werden Reisende kontrolliert. Allerdings konnte die Polizei keine heiße Spur der Terroristen ausmachen. Sie konnte auch nicht ermitteln, ob die Attentäter sich noch auf Mallorca aufhielten oder ob sie die Insel bereits verlassen hatten.

Weitere Anschläge angedroht

Teile des Strandes wurden abgesperrt.

Teile des Strandes wurden abgesperrt.

(Foto: dpa)

Trotz der verschärften Sicherheitsvorkehrungen schlug die ETA nun erneut zu. In ihrem Bekennerschreiben, das die baskische Zeitung "Gara" veröffentlichte, hatte die ETA mit weiteren Terroranschlägen gedroht. "Spaniens Politik der gewaltsamen Unterdrückung beantworten wir mit Waffengewalt", heißt es in dem Schreiben. Die ETA bekannte sich nicht nur zum Mord vom 30. Juli an den Polizisten, sondern auch zu einem Anschlag mit einer Autobombe auf eine Polizeikaserne in der nordspanischen Stadt Burgos. Dabei waren am 29. Juli 65 Menschen verletzt worden.

Auch der Mord an einem Polizei-Inspektor am 19. Juni in Arrigorriaga im Baskenland und ein Bombenanschlag am 10. Juli auf das Parteibüro der Sozialisten in Durango (bei Bilbao) gingen nach dem Schreiben auf das Konto der ETA. Die Strategie der spanischen Regierung, die ETA mit polizeilichen Mitteln zu besiegen, sei gescheitert, heißt es in dem Kommuniqué.

Menschenansammlungen meiden

Das Auswärtige Amt in Berlin rät Urlaubern derweil zu Vorsicht auf der Insel. "Reisende werden gebeten, den Anweisungen der örtlichen Sicherheitsbehörden Folge zu leisten und sich umsichtig zu verhalten, insbesondere Menschenansammlungen zu meiden", heißt es in den aktualisierten Reisehinweisen für Spanien. Es müsse erneut mit Behinderungen durch Maßnahmen der spanischen Sicherheitsbehörden gerechnet werden. "Die touristische Infrastruktur der Insel ist im übrigen derzeit nicht betroffen."

Einen Anlass für eine Reisewarnung für Spanien sieht das Auswärtige Amt aber nicht. In den Reisehinweisen des Ministeriums wird schon seit längerem auf die Gefährdung durch ETA-Anschläge verwiesen. Wörtlich heißt es dort: "Auch in jüngster Zeit kam es immer wieder zu Anschlägen und Anschlagsversuchen der baskischen Terrororganisation ETA. Weitere Anschläge sind nicht auszuschließen."

Die ETA kämpft im Norden Spaniens und im Südwesten Frankreichs seit Jahrzehnten für einen unabhängigen Baskenstaat. Dabei sind mehr als 800 Menschen getötet worden. In der Bevölkerung verlieren die Extremisten zunehmend an Rückhalt. Experten zufolge versucht die ETA zu beweisen, dass sie trotz der Festnahme zahlreicher Führungskader immer noch schlagkräftig ist. Im April war der Militärchef der Separatisten, Jurdan Martitegi, festgenommen worden. Im Juni und Juli wurden in einem Zeitraum von drei Wochen 18 weitere mutmaßliche Mitglieder gefasst. Die Regierung von Jose Luis Rodriguez Zapatero hatte Verhandlungen mit der ETA 2006 nach einem Anschlag auf den Flughafen von Madrid abgebrochen. Die Europäische Union stuft die ETA als terroristische Organisationen ein.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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