Politik

Historische Visite Dreiergipfel in Gibraltar

Erstmals seit der Eroberung durch die Briten vor mehr als 300 Jahren besucht ein Vertreter der spanischen Regierung die von Madrid beanspruchte Kronkolonie.

Historischer Handschlag: Moratinos (M), Milliband (r) und Caruana (l) in Gibraltar.

Historischer Handschlag: Moratinos (M), Milliband (r) und Caruana (l) in Gibraltar.

(Foto: dpa)

Als erster spanischer Regierungsvertreter seit knapp 300 Jahren hat Außenminister Miguel Angel Moratinos das unter britischer Hoheit stehende Gibraltar besucht. Auf dem knapp sieben Quadratkilometer großen Kalksteinfelsen im Süden der Iberischen Halbinsel kam er mit seinem britischen Kollegen David Miliband und dem Regierungschef Gibraltars, Peter Caruana, zusammen. Mehrere Kooperationsvereinbarungen wurden getroffen. Die brisante spanische Forderung nach einer Rückgabe der Kolonie wurde dabei allerdings ausgeklammert. In Spanien löste der Besuch heftige Proteste der konservativen Opposition aus, die Moratinos einen "historischen Verrat" vorwarf.

Allmähliche Annäherung seit 2004

Die Visite war der bisherige Höhepunkt einer allmählichen Annäherung zwischen Spanien und Gibraltar, die 2004 mit dem Antritt der sozialistischen Regierung in Madrid begonnen hatte. Allerdings betonte Moratinos zum Abschluss seines rund fünfstündigen Aufenthalts, dass Spanien seinen Anspruch auf die Kolonie nicht aufgeben werde. "Das ist unverzichtbar", sagte er am Abend vor der Presse. Der jahrhundertealte Disput könne aber nur mittels Kooperation und im Dialog mit Großbritannien und Gibraltar gelöst werden. "Wir müssen nach vorne schauen."

"Wichtige politische Geste"

Auch "Chief Minister" Caruana sprach sich für eine "weitreichende" Zusammenarbeit aus. So wurde die Einrichtung einer Fährverbindung zwischen der spanischen Hafenstadt Algeciras und Gibraltar vereinbart. Caruana dankte Moratinos für den Besuch: "Es ist eine wichtige politische Geste." In den Gesprächen ging es auch um eine bessere Zusammenarbeit beim Umweltschutz, der Überwachung der Küste sowie in Finanzfragen - Madrid wirft der Kolonie vor, ein Steuerparadies zu sein. Zudem forderte Moratinos eine bessere soziale Absicherung für die dort arbeitenden Spanier.

Vorwürfe von Konservativen

Die konservative Volkspartei (PP) in Spanien warf dem Minister einen "fürchterlichen Irrtum" und einen "historischen Verrat" an der Forderung Spaniens nach der Rückgabe Gibraltars vor. "Mit der Visite wird ein gefährlicher Präzedenzfall geschaffen", sagte PP-Generalsekretärin María Dolores de Cospedal. Es entstehe der Eindruck, Spanien erkenne die Souveränität Gibraltars an. Die Regierung wies dies zurück.

1704 erobert

Mit ihren 6,5 Quadratkilometern ist die Kolonie etwa so groß wie die ostfriesische Insel Baltrum. Der britische Admiral George Rooke hatte den Felsen 1704 im spanischen Erbfolgekrieg erobert. Im Friedensvertrag von Utrecht wurde Gibraltar 1713 auch offiziell den Briten zugesprochen. Im Jahr 2006 vereinbarten Madrid und London in einem als historisch eingestuften Abkommen eine Serie von Erleichterungen für Gibraltar, darunter beschleunigte Grenzkontrollen, den Ausbau der Telefonverbindungen und eine gemeinsame Nutzung des Flughafens der Kolonie.

Quelle: ntv.de

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