Kaschmir-Konflikt Droht neuer Krieg?
21.05.2002, 08:39 UhrWegen der jüngsten Konflikte in Kaschmir hat sich die britische Regierung besorgt über die Gefahr des Ausbruch eines neuen Krieges geäußert. „Die Möglichkeit eines Krieges zwischen Indien und Pakistan ist echt und sehr beunruhigend“, sagte der britische Außenminister Jack Straw am Dienstag in London.
Straw kündigte an, zu Beginn der kommenden Woche in die Region zu reisen, die lange Zeit zum britische Kolonialreich gehörte. „Dies ist eine Krise, die wir nicht ignorieren können, sagte der Minister. Die USA kündigten an, Vize-Außenminister Richard Armitage als Vermittler in die Region zu entsenden. Ein konkretes Datum wurde zunächst nicht bekannt. Ein Sprecher von US-Außenminister Colin Powell sagte, die USA seien ernsthaft besorgt über die jüngsten Entwicklungen.
Wieder Kämpfe in Kaschmir
Indien und Pakistan haben sich den fünften Tag in Folge an ihrer gemeinsamen Grenze in der Kaschmirregion Gefechte geliefert. Die Schusswechsel begannen bereits bei Tagesanbruch. Nach Angaben beider Seiten wurden fünf Menschen getötet und 14 verletzt.
"Es ist eine sehr gefährliche Situation", sagte der pakistanische Hochkommissar in London, Abdul Kader Jaffer, dem Rundfunksender BBC. Man befinde sich nahe an einem Krieg. Politische Beobachter in Neu-Delhi erklärten, die gegenwärtige Krise sei noch gefährlicher als die Eskalation im Anschluss an den Überfall auf das indische Parlament im Dezember vergangenen Jahres.
Indiens Ministerpräsident Atal Behari Vajpayee ist zu einem dreitägigen Besuch in der Krisenregion eingetroffen. Er besucht im Frontgebiet der Krisenregion Jammu und Kaschmir unter anderem ein Militärlager, auf das vor rund einer Woche ein Attentat verübt worden war.
Bei der Unabhängigkeit Indiens und Pakistans von britischer Kolonialherrschaft wurde Kaschmir zwischen beiden Staaten aufgeteilt. Seitdem haben Indien und Pakistan zwei Kriege um das Gletschergebiet geführt.
Die indische Regierung beschuldigt Pakistan, die Separatisten zu unterstützen. In Neu-Delhi sprechen sich immer mehr Politiker für militärische Vergeltungsmaßnahmen gegen Pakistan aus. Ministerpräsident Atal Bihari Vajpayee hatte sich am Sonntag mit Sonia Gandhi, der Präsidentin der oppositionellen Kongress-Partei, und am Montag mit der Parteiführung der Kommunisten getroffen. Der Regierungschef der nationalistischen Partei BJP bemüht sich dabei um Unterstützung für harte militärische und diplomatische Maßnahmen.
Der indische Teil des geteilten Kaschmir hat wie Pakistan eine moslemische Bevölkerungsmehrheit.
Führender Separatist erschossen
Bei einem Treffen von Gegnern der indischen Herrschaft über Kaschmir ist nach Angaben von Augenzeugen in Srinagar ein führender Separatist erschossen worden. Der als gemäßigt geltende Abdul Gani Lone sei bei einer Zusammenkunft einer Dachorganisation von 23 Gruppen umgebracht worden, die sich gegen die indische Herrschaft in Kaschmir wenden, heißt es.
Quelle: ntv.de