Politik

Feuerpause im Gazastreifen hält Dutzende Leichen liegen unter Trümmern

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Während der kurzzeitigen Waffenruhe im Gazastreifen entdecken Palästinenser Dutzende Leichen unter den Trümmern zerbombter Häuser - um die 1000 Tote werden inzwischen beklagt. Derweil suchen Politiker in Paris nach einer langfristigen Lösung.

Nach tagelangen Luftangriffen und Bodenoperationen des israelischen Militärs haben viele Palästinenser eine Feuerpause genutzt, um sich mit Nahrung und Medikamenten einzudecken. Auf den Straßen in dem dicht besiedelten Gebiet waren Menschen zu sehen, in den Lebensmittelmärkten herrschte Andrang.

Nach der am Vortag erzielten Vereinbarung zwischen Israel und der radikal-islamistischen Hamas sollen die Waffen zwischen 7 und 19 Uhr deutscher Zeit schweigen. Derweil gingen bei einem Außenministertreffen in Paris die diplomatischen Bemühungen weiter, den Krieg zu beenden.

In mehreren Orten des Gazastreifens wurden Dutzende Leichen unter den Trümmern zerstörter Häuser entdeckt. In Schudschaijja, einem Vorort von Gaza Stadt, und im südlichen Ort Chan Junis bargen Helfer nach Angaben des Leiters der Rettungsdienste mindestens 85 Leichen. Palästinensische Rettungskräfte konnten erstmals in diese Gebiete vordringen, die Israel seit Beginn seiner Bodenoffensive am 17. Juli massiv angegriffen hatte.

Dieses tote Pferd liegt auf einer Straße in Beit Hanun, das bei israelischen Angriffen heftig getroffen wurde.

Dieses tote Pferd liegt auf einer Straße in Beit Hanun, das bei israelischen Angriffen heftig getroffen wurde.

(Foto: REUTERS)

Auch nach verletzten Überlebenden werde gesucht, hieß es. Reportern und Kamerateams, die sich dort gleichfalls einfanden, bot sich ein Bild großflächiger Zerstörungen. Seit Beginn der israelischen Militäroffensive am 8. Juli wurden damit nach palästinensischen Angaben 985 Palästinenser getötet und rund 6000 weitere verletzt. Mehr als zwei Drittel der Opfer sind demnach Zivilisten. Andere Quellen sprachen von mehr als 1000 Toten. Auf israelischer Seite kamen bis Freitag 37 Soldaten und drei Zivilisten um.

18 Mitglieder einer Familie getötet

US-Außenminister John Kerry kam unterdessen in Paris mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, Laurent Fabius aus Frankreich und Vertretern aus Großbritannien, Italien, Katar, der Türkei und der EU zusammen. Die Politiker berieten darüber, wie man rasch zu einer dauerhaften Waffenruhe im Gazastreifen kommen kann.

Auch die Märkte haben wieder offen - dieser Mann verkauft Süßigkeiten in Gaza Stadt.

Auch die Märkte haben wieder offen - dieser Mann verkauft Süßigkeiten in Gaza Stadt.

(Foto: REUTERS)

Dabei gehe es nicht darum, über Schuld und Verantwortung zu reden, sondern um Lösungen, die Bestand haben, sagte Steinmeier am Rande des kurzfristig anberaumten Krisentreffens. Er äußerte die Hoffnung, aus der humanitären Waffenpause "einen dauerhaften Waffenstillstand zu machen".

Die Dringlichkeit einer Einstellung der Kämpfe unterstrich ein weiterer tragischer Vorfall: Israelische Artilleriegranaten trafen in der Nacht, kurz vor Inkrafttreten der Feuerpause, ein Wohnhaus in Chan Junis. Mindestens 18 Menschen einer Familie - unter ihnen zehn Kinder - wurden dabei getötet und viele weitere verletzt, wie der palästinensische Rettungsdienst in Gaza, mitteilte.

Fluggesellschaften fliegen wieder nach Tel Aviv

Kerrys Bemühungen um eine Waffenruhe waren am Freitag in ein entscheidendes Stadium getreten. Die israelische Regierung lehnte jedoch seinen Vorschlag, sieben Tage lang die Kämpfe ruhen zu lassen und über die Forderungen der Hamas zu verhandeln, in dieser Form ab. Das Kabinett von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und die Hamas einigten sich schließlich auf Drängen von Kerry und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zumindest auf die zwölfstündige Feuerpause.

In mehreren deutschen Städten waren derweil wieder Demonstrationen gegen den israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen geplant. Kundgebungen wurden unter anderem in München, Hamburg und Frankfurt angemeldet.

Lufthansa, Air Berlin und die französische Air France bieten inzwischen wieder Flüge nach Tel Aviv an. Viele Fluggesellschaften hatten den Ben-Gurion-Airport wegen Raketengefahr im israelisch-palästinensischen Konflikt mehrere Tage lang nicht angeflogen.

Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP

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