Sofortiger Stopp gefordert EU-Kritik an türkischen Angriffen
27.12.2007, 08:18 UhrDie türkischen Luftangriffe auf kurdische Ziele im Nordirak lösen Irritationen bei deutschen EU-Politikern aus. Der deutsche EU-Abgeordnete Herbert Reul (CDU) forderte in der "Bild" eine sofortige Einstellung der Angriffe. Reul sagte: "Die Türken müssen die Angriffe sofort stoppen. Alleingänge dieser Art sind nicht zu verantworten." Auch der EU-Abgeordnete Alexander Alvaro lehnt die türkischen Angriffe auf den Norden des Irak ab. "Die Angriffe verschärfen die Problematik nur. Die Türkei entfernt sich immer weiter von den Grundsätzen der EU", sagte der FDP-Politiker der Zeitung.
Dagegen äußersten die USA Verständnis für die jüngsten türkischen Angriffe auf Stellungen der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK im Nordirak. Zugleich verwies das Weiße Haus aber auch mit Sorge auf eine mögliche weitere Eskalation. "Die PKK ist eine terroristische Organisation", die den Irak destabilisiere, sagte Scott Stanzel, stellvertretender Sprecher des Weißen Hauses.
Er bestätigte, dass die US-Regierung in dieser Frage mit der Türkei zusammenarbeite und Geheimdienstinformationen geliefert habe. Zugleich sagte der Sprecher, Washington betrachte alles mit Sorge, "was zu einer Eskalation und zivilen Opfern führen könnte". Dies habe man der Regierung in Ankara deutlich gemacht.
Die türkische Armee setzt ihre Angriffe auf Stellungen der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK sowohl im eigenen Land wie auch im Nordirak fort. Bei zwei Einsätzen am Dienstag und Mittwoch in der südosttürkischen Stadt Sirnak wurden insgesamt 13 mutmaßliche PKK-Mitglieder getötet. In Istanbul verübten unterdessen Unbekannte einen Sprengstoffanschlag, der ein Menschenleben forderte und nach Medienberichten einen PKK-Hintergrund haben könnte.
Über Opfer bei den Luftangriffen im Norden des Nachbarlandes Irak, das den Kurdenrebellen als Rückzugsgebiet dient, wurde zunächst nichts bekannt. Dabei sei lediglich unbewohntes Gebiet getroffen worden, berichtete am Mittwoch die Grenzpolizei in der nordirakischen kurdischen Autonomieprovinz. Der türkische Generalstab in Ankara gab dagegen bekannt, dass insgesamt acht "Höhlenstellungen" von PKK-Kämpfern getroffen worden seien.
Nach einer Bilanz der türkischen Armeeführung wurden im Nordirak zwischen dem 16. Dezember und dem vergangenen Samstag mehr als 200 PKK-Ziele bombardiert und 150 bis 175 PKK-Kämpfer "außer Gefecht gesetzt". Staatspräsident Abdullah Gül äußerte sich unterdessen optimistisch über das Vorgehen gegen die PKK. "In der Sache kommen wir gut voran", sagte er vor Journalisten.
Quelle: ntv.de