G8-Gipfel in Japan EU-Subventionen für Afrika
07.07.2008, 07:48 UhrDie Europäische Union will afrikanischen Bauern ungenutzte Agrarsubventionen in Höhe von einer Milliarde Euro zur Verfügung stellen. Damit solle ihnen bei der Bewältigung der weltweiten Nahrungsmittelkrise geholfen werden, sagte EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso am Rande des G8-Gipfels in Japan. Die EU könne der Landwirtschaft in den Entwicklungsländern damit einen Schub verleihen.
Früheren EU-Angaben zufolge sollen den Bauern in Afrika die Mittel bis Ende 2009 unter anderem für Saatgut und Düngemittel zufließen. Nach Schätzungen der Weltbank benötigen die armen Länder kurzfristig mehr als sechs Milliarden Euro an Soforthilfe, um der Lebensmittel- und Ölkrise begegnen zu können.
Die globale Ernährungssicherung ist eines der Hauptthemen auf dem bis Mittwoch andauernden Treffen der sieben führenden Industrienationen und Russlands. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte im Vorfeld des G-8-Gipfels einem Zeitungsbericht zufolge angekündigt, in diesem Jahr rund 500 Millionen Euro für die Lebensmittelversorgung in armen Ländern bereitstellen zu wollen.
Afrika macht den Auftakt
Heute treffen sich die Staats- und Regierungschefs der G8 mit Kollegen aus sieben afrikanischen Ländern. Aus Afrika kommen die Staats- oder Regierungschefs aus Algerien, Äthiopien, Ghana, Nigeria, Senegal, Südafrika und Tansania. Zur G8 gehören die USA, Kanada, Japan, Frankreich, Großbritannien, Italien und Deutschland sowie Russland.
Eingeladen sind auch Australien, Indonesien und Südkorea sowie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Vertreten sind zudem die Spitzen von Weltbank, Internationalem Währungsfonds und EU-Kommission sowie der Afrikanischen Union (AU).
Lob für Deutschland
Afrikanische Länder und Hilfsorganisationen kritisieren, die G8 habe frühere Versprechen für umfangreiche Finanzhilfen nicht eingehalten. Allerdings bekam Deutschland viel Lob für die vergangene Woche verkündete Erhöhung seiner Entwicklungszusammenarbeit um 800 Millionen Euro. Auch Großbritannien und die USA hätten Pläne für einen Anstieg.
"Das sind die Guten, aber traurigerweise sind die Zusagen der anderen G8-Staaten weniger eindeutig", sagte Oliver Buston von der ONE-Kampagne gegen Hunger und Armut. Frankreich habe seine Hilfe für Afrika sogar gekürzt. Ohnehin sei die Erfüllung der Versprechen von Gleneagles "bisher verzweifelt langsam gewesen". Die Hilfe für Afrika habe seither nur um drei Milliarden US-Dollar zugenommen, obwohl in zwei Jahren 25 Milliarden erreicht werden müssten, kritisierte Buston.
Beim G8-Gipfel in Heiligendamm im vergangenen Jahr war noch von Hilfen über 60 Milliarden Dollar für Afrika zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose die Rede gewesen. Ein Zeitplan dafür wurde aber nicht genannt.
Sarkozy will Arbeitsgruppe bilden
Der französische Präsident Nicolas Sarkozy regte eine internationale Expertengruppe an, um die Nahrungsmittelkrise zu bewältigen. In einem Interview mit der japanischen Zeitung "Yomiuri Shimbun" nannte er den Weltklimarat der Vereinten Nationen als Vorbild. Allerdings gibt es bereits diverse UN-Organisationen, die für Entwicklung und Ernährung zuständig sind, darunter die Welternährungsorganisation (FAO) und das Welternährungsprogramm (WFP).
Sarkozy erneuerte seinen Vorschlag, die G8 um Schwellenländer wie China und Indien zu erweitern. "Die G8 müssen sich an die Bedingungen des 21. Jahrhunderts anpassen, um zu funktionieren."
Japans Regierungschef Yasuo Fukuda ließ bestätigen, dass die G8 eine Getreide-Notreserve anlegen wollen. In Krisensituationen sollen die Vorräte an den Weltmärkten verkauft werden, um die Preise zu beruhigen.
Öl das zweite große Thema
Das zweite große Gipfelthema - die dramatisch gestiegenen Ölpreise - wird vermutlich ebenfalls schon beim G8-Afrika-Treffen eine Rolle spielen. Großen Raum dürfte es dann aber am Dienstag, dem Hauptarbeitstag des Gipfels, bei den Diskussionen über die Weltwirtschaft und ihre Probleme einnehmen. Daneben werden dann die gemeinsamen Anstrengungen um mehr Klimaschutz zur Sprache kommen.
Klimaschützer kritisieren bereits seit langem, dass die Themen Klimaschutz und Energiesicherheit auf den großen internationalen Konferenzen unverbunden debattiert werden. "Wenn wir diese beiden Punkte nicht zusammen denken, werden wir in beiden Bereichen scheitern", hatte der Grünen-Energieexperte Hans-Josef Fell bereits im März gegenüber n-tv.de gesagt.
CO2 ist am Mittwoch dran
Während aus den meisten Ländern im Vorfeld eher skeptische Stimmen laut geworden waren, wonach es beim Klimaschutz keine großen Forschritte in Toyako geben werde, gab es aus der deutschen Delegation optimistische Töne. "Ein Fortschritt in Sachen Klimaschutz erscheint möglich", hieß es nach einem gut halbstündigen Treffen von Merkel mit Gastgeber Fukuda.
Um den Klimaschutz wird es am Mittwoch gehen. Dann debattiert die Gruppe der Acht mit den aufstrebenden Volkswirtschaften Brasilien, China, Indien, Mexiko und Südafrika. Die Formel, unter denen diese Länder einbezogen werden sollen, ist die von der "gemeinsamen, aber differenzierten Verantwortung". Danach müssten die reichen Industriestaaten mehr als die aufstrebenden Wirtschaftsmächte für den Klimaschutz tun.
Der G8-Gipfel endet am Mittwoch mit einer Abschlusserklärung des Gastgeberlandes.
Quelle: ntv.de