Politik

Olympischer Geist in Gefahr EU droht mit Boykott

EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner hat mit einem Boykott der Olympischen Spiele im August in China gedroht. Vor einer solchen Entscheidung sollte das chinesische Verhalten genau geprüft werden. "Die Olympischen Spiele können nach meiner festen Überzeugung nur in einem Umfeld stattfinden, das den olympischen Geist widerspiegelt. Dazu gehört die Respektierung der Menschenrechte, ebenso die uneingeschränkte Meinungs- und Pressefreiheit", sagte sie der "BamS".

Zweifelhafter Unruhetourismus

Derweil haben westliche Diplomaten bei einem von der chinesischen Regierung organisierten Besuch in Lhasa freien Zugang nach Tibet und zu anderen von Unruhen betroffenen Gebieten gefordert. Der vom Pekinger Außenministerium und der tibetischen Regionalregierung kurzfristig anberaumte Besuch sei "straff durchgeplant" gewesen. Den Teilnehmern sei keine Abweichung vom offiziellen Reiseplan gestattet worden.

Weiter hieß es, der Delegation sei es nicht erlaubt gewesen, sich unabhängig in der tibetischen Hauptstadt zu bewegen und mit Bewohnern unbeaufsichtigt Gespräche zu führen. Bei der Visite in Lhasa hätten die mehr als ein Dutzend Diplomaten, darunter auch ein Vertreter der deutschen Botschaft, Regierungsmitglieder und ausgewählte Gesprächspartner getroffen. Außerdem wurden ihnen bei den Unruhen von Tibetern beschädigte Häuser und zwei Krankenhäuser gezeigt.

Am vergangenen Donnerstag hatten tibetische Mönche einen ebenfalls straff von der chinesischen Regierung organisierten Besuch von ausländischen Journalisten in Lhasa für Proteste genutzt. Seit dem 10. März sind bei den Unruhen in Tibet laut tibetischer Exilregierung insgesamt etwa 140 Menschen ums Leben gekommen, nach Angaben Pekings 22 Menschen.

Dalai Lama bittet um Unterstützung

Derweil rief der Dalai Lama die internationale Staatengemeinschaft erneut zur Unterstützung auf. "Ich stehe hilflos da und bete nur", sagte das geistliche Oberhaupt der Tibeter am Samstag nach einem interkonfessionellen Gebet im indischen Neu Delhi. Gleichzeitig bekräftige er, China verdiene trotz seines Vorgehens in Tibet, Gastgeber der Olympischen Spiele zu sein. Auch das Olympische Feuer sei willkommen. Indische Behörden befürchten, Exiltibeter könnten Unruhen anzetteln, wenn die Flamme am 17. April Indien erreicht.

Festnahmen in Kathmandu

In der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu nahmen Sicherheitskräfte bei anti-chinesischen Demonstrationen mehr als 80 Menschen fest. Polizisten gingen nach Augenzeugenberichten mit Schlagstöcken gegen protestierende Tibeter vor der Visaabteilung der chinesischen Botschaft vor. Die Demonstranten, unter ihnen viele Mönche, riefen in Sprechchören: "Stoppt das Töten in Tibet" und "Lang lebe der Dalai Lama". Seit über zwei Wochen kommt es in Nepal fast täglich zu anti-chinesischen Protesten. Die Regierung in Kathmandu steht in der Tibetpolitik fest an der Seite der chinesischen Regierung.

Entschädigungen werden gezahlt

In Peking kündigten die chinesischen Behörden Entschädigungen für die Opfer von antichinesischen Protesten an. Die Angehörigen von 18 während der Unruhen in Lhasa am 14. März getöteten Zivilisten sollen pro Familie 200.000 Yuan (18.000 Euro) bekommen, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Nach offiziellen Angaben war bei den Ausschreitungen außerdem ein Polizist ums Leben gekommen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen