Politik

Viele Beschwerden von Kunden EU geht gegen Online-Händler Shein vor

Shein verkauft vor allem kurzlebige und günstige Mode.

Shein verkauft vor allem kurzlebige und günstige Mode.

(Foto: IMAGO/Guido Schiefer)

Die Europäische Kommission verdächtigt Shein, gegen EU-Regeln zum Verbraucherschutz zu verstoßen. Die Brüsseler Behörde leitet eine Untersuchung ein, um zu prüfen, ob die Plattform etwa ausreichend gegen unlautere Geschäftspraktiken vorgeht.

Die europäischen Verbraucherschutzbehörden gehen wegen sich häufender Beschwerden verschärft gegen den Online-Händler Shein vor. Die Europäische Kommission in Brüssel kündigte ein gemeinsames Verfahren der Behörden in den 27 EU-Staaten an. Aus zahlreichen Ländern häufen sich nach Angaben von Kommissionsbeamten die Vorwürfe, Shein halte sich nicht an die europäischen Vorgaben zum Verbraucherschutz.

Shein verkauft vor allem sogenannte Fast Fashion, also billige Kleidung, über das Internet. Der Konzern wurde 2012 in China gegründet und sitzt inzwischen in Singapur. Laut Verbraucherschutzverbänden häufen sich Kundenbeschwerden wegen mangelnder Qualität der Artikel oder irreführender Rücksendeangaben.

"Wir müssen dafür sorgen, dass Waren, die auf unseren Markt gelangen, sicher sind", erklärte EU-Verbraucherschutzkommissar Michael McGrath. Alle Online-Händler müssten "die Rechte der Verbraucherinnen und Verbraucher achten". Die Kommission kündigte zudem verschärfte Kontrollen der Behörden an, um mangelhafte Produkte vom Markt zu nehmen. Europaparlament und EU-Staaten müssen den Plänen jedoch noch zustimmen. Für Kunden ändert sich zur jetzigen Zeit nichts.

Neue Gebühr für Shein-Päckchen

Das EU-Gremium brachte eine Gebühr auf Päckchen von Online-Händlern ins Spiel. Brüssel will den Mitgliedstaaten und dem Europaparlament nach eigenen Angaben vorschlagen, eine "Bearbeitungsgebühr für Waren des elektronischen Handels zu erheben", die in individuellen Päckchen importiert werden. Dabei geht es nicht nur um Shein, auch Temu und AliExpress sind Beispiele. Als Begründung für eine solche Gebühr führt die Kommission "die steigenden Kosten für die Überwachung der Einhaltung der EU-Vorschriften bei Milliarden von Sendungen" an. Mit der Reform soll zudem die bisherige Zollbefreiung für Sendungen im Wert von bis zu 150 Euro wegfallen.

Der EU-Kommission zufolge kamen im vergangenen Jahr 91 Prozent aller E-Commerce-Importe mit einem Wert von bis zu 150 Euro aus China. Das Volumen habe sich damit seit 2023 mehr als verdoppelt - von 1,9 Milliarden auf 4,17 Milliarden Sendungen.

Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump ein Schlupfloch für Sendungen geschlossen und die sogenannte "De-minimis"-Ausnahme von Einfuhrzöllen, die bislang zollfreie Lieferungen von Paketen mit geringem Wert aus der Volksrepublik in die USA ermöglichte, beendet. Diese Regeln erlaubten es Online-Händlern wie Temu und Shein, Pakete mit einem Warenwert von weniger als 800 Dollar zollfrei in die Vereinigten Staaten zu schicken.

"Endlich gleiche Regeln für alle Marktteilnehmer"

Die deutsche Wirtschaft begrüßt die von der EU-Kommission geplante Gebühr für Päckchen von chinesischen Online-Konzernen wie Temu oder Shein. "Im europäischen Binnenmarkt müssen endlich gleiche Regeln für alle Marktteilnehmer gelten", sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stephan Tromp. "Anbieter wie Temu und Shein dürfen nicht länger ungeschoren mit Regelbrüchen davonkommen." Die EU-Kommission habe einen wichtigen Schritt gemacht, um im Wettbewerb mit Plattformen und Handelsunternehmen aus Drittstaaten für einen fairen Wettbewerb zu sorgen.

Ähnlich äußerte sich die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK). "Eine EU-weite Strategie für fairen Online-Handel ist längst überfällig - besonders angesichts der wachsenden Konkurrenz durch E-Commerce-Direktvertrieb aus Drittländern", sagte DIHK-Handels- und Digitalexperte Dirk Binding. "Es geht nicht darum, internationalen Handel zu verhindern, sondern um gleiche Wettbewerbsbedingungen." Deutsche Händler würden hohe Steuerlasten und strenge Auflagen tragen, während ausländische Anbieter Schlupflöcher ausnutzten. "Das muss aufhören."

Quelle: ntv.de, mpa/rts/AFP

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