Politik

500.000 Pakistaner fliehen EU plant Pakistan-Gipfel

Vor dem Hintergrund heftiger Kämpfe im Nordwesten Pakistans plant die Europäische Union im kommenden Monat ein erstes Gipfeltreffen mit der Atommacht. Wie aus Kreisen der tschechischen Ratspräsidentschaft verlautete, sind die Beratungen vorläufig für den 17. Juni in Brüssel angesetzt.

"Die EU möchte die zivile Regierung in Pakistan durch eine demonstrative Unterstützung auf höchster Ebene stärken", sagte ein EU-Vertreter. Auf der Tagesordnung stehen demnach der Kampf gegen den Terrorismus, die Förderung der Rechtsstaatlichkeit in dem muslimischen Land und bessere Handelsbeziehungen.

Offensive verstärkt

Die pakistanische Armee intensivierte unterdessen ihre am Donnerstag gestartete Offensive gegen die radikalislamische Taliban im Swat-Tal. Nach Militärangaben wurden in den vergangenen Tagen etwa 200 Aufständische getötet. Bis zu 15.000 Sicherheitskräfte sowie Hubschrauber und Kampfflugzeuge sind der Armee zufolge in der Grenzregion zu Afghanistan im Einsatz. Die Zahl der Extremisten im Swat-Tal bezifferte das Militär auf bis zu 5000. Ministerpräsident Yousuf Raza Gilani hatte die Armee angewiesen, "die Militanten und Terroristen zu eliminieren".

Die Offensive begann, nachdem Pakistans Präsident Asif Ali Zardari zu Gesprächen mit seinem afghanischen Amtskollegen Hamid Karsai und US-Präsident Barack Obama nach Washington gereist war. Pakistan führe einen Krieg von existenzieller Bedeutung gegen die islamistische Bewegung, die in den 80er Jahren im Kampf gegen die sowjetische Besatzung in Afghanistan entstanden sei, sagte Zardari dem Sender NBC. Die Bewegung sei dabei wie eine Art Krebs gewachsen, gefördert sowohl von Pakistan als auch den USA. Sein Land werde wegen der Taliban aber nicht kollabieren, erklärte Zardari.

"Alle wollen raus aus dieser Hölle"

Die Kämpfe in Pakistan haben eine Massenflucht ausgelöst. Rund 200.000 Menschen haben das Swat-Tal in der vergangenen Woche verlassen, insgesamt 500.000 Menschen könnten Schätzungen zufolge zur Flucht gezwungen sein. Für Teile der Region galt am Wochenende eine Ausgangssperre. In vier Bezirken hob das Militär das Verbot am Sonntag für sieben Stunden auf, um der Zivilbevölkerung eine Flucht zu ermöglichen.

Augenzeugen berichteten per Telefon, die Straßen seien mit Flüchtlingen verstopft. "Alle wollen raus aus dieser Hölle", sagte ein Bewohner von Mingora, der wichtigsten Stadt im Swat-Tal. "Einige sind in Fahrzeugen, viele sind zu Fuß unterwegs. Sie wissen nicht, wohin sie gehen, aber hier zu bleiben, bedeutet Tod." Bereits vergangenen August hatten wegen Gefechten im Nordwesten Pakistans mehr als 550.000 Zivilisten ihre Heimat verlassen müssen.

Quelle: ntv.de, rts

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