Politik

G-8-Gipfel in Abgeschiedenheit Eigentliches Thema ist Afrika

Die Staats- und Regierungschefs der acht wichtigsten Industrieländer (G-8) sind im kanadischen Gebirgsort Kananaskis zu zweitägigen Beratungen zusammen gekommen. Einer der Schwerpunkte der Gespräche ist das als "Marshallplan" für den Schwarzen Kontinent angekündigte Afrika-Aktionsprogramm, die "Neue Partnerschaft für Afrikas Entwicklung" (NePAD).

Die Weltbank mahnte am Mittwoch eine neue Denkart bei der Armtsbekämpfung an. Weltbank-Präsident Peter Woike sagte im Deutschlandradio Berlin, er sei der Meinung, "dass es auf Dauer nicht angeht, dass 20 Prozent der Weltbevölkerung 80 Prozent der Ressourcen kontrollieren können. Wir müssen endlich etwas tun, um einen Ausgleich zwischen Arm und Reich zu schaffen - nicht nur aus moralischen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen."

Weltwirtschaft und Antiterrorkampf

Am ersten Beratungstag stand vor allem die Diskussion über aktuelle weltwirtschaftliche Entwicklungen im Rahmen der Siebenergruppe (G-7) an, der Russland nicht angehört. Danach sollte in der Achtergruppe über den Kampf gegen den internationalen Terrorismus beraten werden. Nach Angaben aus Teilnehmerkreisen will man sich auf ein Konzept zur Erhöhung der Sicherheit im Luft- und Schiffsverkehr gegen Anschläge verständigen. Auch ein Milliarden-Hilfsprogramm der G-7 für die nukleare Entsorgung des Waffenarsenals in Russland soll möglicherweise vereinbart werden.

Verstimmung wegen Bushs Nahost-Wünschen

Vor der Konferenz gab es Verstimmung zwischen den USA und den kanadischen Gastgebern über die Frage, in welchem Umfang auch über den Nahost-Vorstoß von US-Präsident George W. Bush diskutiert werden soll. Der kanadische Ministerpräsident Jean Chrtien hatte angekündigt, er wolle verhindern, dass das Nahost-Problem die anderen Gipfel-Themen in den Schatten stellt. "Die Tagesordnung ist festgelegt", so Chrtien. Abstriche werde er nicht machen: "Es wird eine Einigung mit den Afrikanern über den Aktionsplan geben."

Eigentliches Thema: Afrika

Dieses Aktionsprogramm gegen Armut und Unterentwicklung in Afrika ist Schwerpunkt des zweiten und letzten Gipfel-Tages. Es ist Hauptthema der Konferenz, so Bundeskanzler Gerhard Schröder. Der Nahost-Konflikt werde "eine bedeutende Rolle spielen ", sagte Schröder im ZDF, aber der wichtigste Teil des Gipfels ist, "wie kann man Afrika behilflich sein, damit dieser Kontinent auf die Beine kommt".

Für den Donnerstag wurden deshalb auch erstmals Delegationen aus Südafrika, Senegal, Nigeria, Algerien und Ägypten sowie UN-Generalsekretär Kofi Annan zu Gesprächen über die Zukunft des Afrika-Programms eingeladen. Der Plan soll die Zahl der in extremer Armut lebenden Afrikaner bis 2015 halbieren.

Demonstrationen in Calgary

Zur G-8 gehören die USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan, Deutschland sowie Russland. Der Gipfel ist aus Sicherheitsgründen in den abgelegenen Ferienort verlegt worden. In Calgary, etwa eine Autostunde von Kananaskis entfernt, demonstrierten am Dienstagabend und am Mittwoch jeweils tausend Globalisierungskritiker gegen das neoliberale Wirtschaftssystem.

In Kananaskis haben Demonstranten keinen Zutritt: Mehrere tausend Polizisten und Soldaten haben den Wintersportort am Fuße der Rocky Mountains abgeriegelt. Wegen der umfangreichen Sicherheitmaßnahmen könnte der Gipfel bis zu 330 Mio. Dollar kosten.

Quelle: ntv.de

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