Politik

Anschlag auf Botschaft in Pakistan Ein Däne unter den Opfern

Bei einem schweren Bombenanschlag auf die dänische Botschaft in Islamabad sind nach pakistanischen Regierungsangaben mindestens sechs Menschen getötet worden. Rettungskräfte sprachen sogar von acht Toten. Dänemarks Außenminister Per Stig Mller teilte mit, unter den Todesopfern sei auch ein Däne pakistanischer Abstammung. Von den 16 pakistanischen Ortskräften der Botschaft seien zwei ums Leben gekommen. Die Gesamtzahl der Verletzten betrage 34.

Ein Geheimdienstmitarbeiter sagte, es habe in den vergangenen Monaten Hinweise auf einen möglichen Angriff auf die dänische Botschaft wegen der Mohammed-Karikaturen gegeben. Die im Herbst 2005 und erneut im vergangenen Februar in dänischen Medien veröffentlichten Karikaturen hatten in Pakistan zu heftigen Protesten geführt.

Nach Angaben der Polizei erlitt auch eine brasilianische Angestellte der Botschaft leichte Verletzungen. Der Staatssender PTV und der private Nachrichtensender Dawn meldeten unter Berufung auf Krankenhausquellen, von den insgesamt 20 Verletzten schwebten 15 in Lebensgefahr. Die vier dänischen Diplomaten blieben unversehrt.

Krater in der Straße

Die Autobombe sprengte einen rund einen Meter tiefen und mehr als zwei Meter breiten Krater in die Straße vor der Botschaft in der pakistanischen Hauptstadt. Das Botschaftsgebäude und ein nahe gelegenes Haus mit UN-Büros wurden beschädigt.

Islamabads Polizeichef Asghar Gardizi sagte, erste Ermittlungen deuteten darauf hin, dass ein Selbstmordattentäter die Autobombe gezündet habe. Innenstaatssekretär Kamal Shah meinte dagegen, es sei zu früh zu sagen, ob es sich um einen Selbstmordanschlag oder um einen ferngezündeten Sprengsatz gehandelt habe.

Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Ähnliche Anschläge in Pakistan haben in der Vergangenheit muslimische Extremisten verübt. Der pakistanische Außenminister Shah Mehmood Qureshi sagte: "Für eine solche Aktion kann es keine Rechtfertigung geben."

Kopenhagen warnt vor Reisen nach Pakistan

Die dänische Regierung riet ihren Bürgern von allen Reisen nach Pakistan ab. Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen nannte das Attentat "feige und abscheulich." Er sagte in Kopenhagen: "Wir sehen den Anschlag als Angriff gegen die dänische Botschaft und damit als Angriff auf Dänemark." Außenminister Mller kündigte an, die Regierung seines Landes werde völlige Aufklärung von der pakistanischen Regierung darüber verlangen, wie ein mit Sprengstoff gefülltes Auto unmittelbar vor das Botschaftsgebäude fahren konnte. Zur Aufklärung habe man auch Experten des dänischen Geheimdienstes PET nach Islamabad entsandt. Die Zusammenarbeit mit den pakistanischen Behörden zur Aufklärung des Attentats bezeichnete er als "gut". Es sei zu früh, um über mögliche Hintergründe zu spekulieren.

Norwegen evakuierte seine wenige hundert Meter von der dänischen Vertretung entfernt gelegene Botschaft. Das berichtete der Rundfunksender NRK ohne Angabe von Einzelheiten. Die dänische Botschaft war nach den ersten Veröffentlichungen der Mohammed-Karikaturen aus Sicherheitsgründen zeitweise geschlossen worden. Die Vertretung ist in einem reichen, gesicherten Wohngebiet in Islamabad untergebracht, nicht im abgeriegelten Diplomatenviertel, in dem unter anderem die deutsche Botschaft liegt.

Die Europäische Union verurteilte den Anschlag auf die dänische Vertretung. "Die Kommission ist in dieser Frage mit dem EU-Mitglied Dänemark solidarisch", sagte ein Sprecher der Behörde in Brüssel.

Quelle: ntv.de

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