Politik

Langfristiger Trend setzt sich fort Ein Fünftel bekommt Niedriglohn

Immer mehr Menschen in Deutschland arbeiten für einen Niedriglohn. Im Jahr 2010 waren es nach neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes 20,6 Prozent der Beschäftigten. Im Jahr 2006 lag der Anteil noch bei 18,7 Prozent. Niedriglöhne werden vor allem im Taxigewerbe, in Friseur- und Kosmetiksalons, im Reinigungsgewerbe sowie in der Gastronomie gezahlt.

Vor allem Gebäudereiniger, Taxifahrer, Friseure und Kellner sind unterbezahlt.

Vor allem Gebäudereiniger, Taxifahrer, Friseure und Kellner sind unterbezahlt.

(Foto: dpa)

Immer mehr Arbeitnehmer in Deutschland arbeiten für einen Niedriglohn. Jeder fünfte Beschäftigte in einem Betrieb mit zehn oder mehr Mitarbeitern habe im Jahr 2010 einen Stundenlohn von weniger als 10,36 Euro brutto erhalten, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Der Anteil der Niedriglohn-Beschäftigten sei auf 20,6 Prozent gestiegen nach 18,7 Prozent im Jahr 2006. Besonders hoch sei ihr Anteil mit 87 bis 81,5 Prozent der Beschäftigten unter Taxifahrern, Friseuren sowie im Reinigungsgewerbe. In Restaurants und Gaststätten, Wäschereien und chemischen Reinigungen sowie in Kino bekämen drei von vier Beschäftigten einen Niedriglohn.

"Mit dieser Steigerung setzte sich ein längerfristiger Trend fort", erklärte der Präsident des Bundesamtes, Roderich Egeler. Betroffen von Niedriglöhnen seien vor allem atypisch Beschäftigte. Dazu würden Teilzeit von bis zu 20 Wochenstunden, befristete Beschäftigung, Zeitarbeit und Minijobs gezählt. Fast jeder Zweite (49,8 Prozent) von ihnen habe einen Niedriglohn erhalten. Besonders ausgeprägt sei dies bei 400-Euro-Jobbern: 84,3 Prozent bekommen nur einen Niedriglohn.

Kaum jemand investiert in Betriebsrente

Der Studie zufolge investieren nur 6,2 Prozent der zu einem Niedriglohn Beschäftigten per Entgeltumwandlung in eine Betriebsrente. Das sei deutlich seltener als bei Beschäftigten mit mittlerem Verdienst (22,4 Prozent) oder mit hohem Verdienst (36,4 Prozent). Wenn sich Niedriglöhner dazu entschlössen, brächten sie mit 4,1 Prozent ihres Bruttojahresverdienstes aber vergleichsweise viel für die Entgeltumwandlung auf.

Die Struktur der Arbeitsverdienste erhebt die Behörde nur alle vier Jahre. Als Niedriglohn gilt ein Verdienst, der kleiner ist als zwei Drittel des mittleren Einkommens aller Beschäftigten. Daraus ergibt sich die Niedriglohngrenze von 10,36 Euro für 2010.

Mindestlohn kein Allheilmittel

Daraus ergibt sich auch, dass Niedriglöhne nicht generell durch tarifliche oder gesetzliche Mindestlöhne verringert werden können. Bei tarifgebundenen Arbeitgebern etwa wurden laut der Studie 11,9 Prozent unterhalb der Niedriglohngrenze bezahlt.

Druck zur Einführung eines bundesweiten Mindestlohns kommt aus der großen Koalition von CDU und SPD in Thüringen. Wie bereits im Juli angekündigt will die Landesregierung eine Bundesratsinitiative auf den Weg bringen, wonach eine unabhängige Kommission einen bundesweiten Mindestlohn für alle Branchen festlegen soll.

Das Vorhaben, das Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) und ihr Arbeitsminister Matthias Machnig (SPD) am Montag in Berlin näher erläutern wollten, geht über den in der schwarz-gelben Bundesregierung diskutierten Mindestlohnvorstoß aus der Union hinaus. Dieser sieht vor, dass eine Kommission einen Mindestlohn nur für tariffreie Zonen festlegen würde. Dieser Vorstoß hat in der Regierung aber ohnehin kaum Chancen, weil er vom Koalitionspartner FDP blockiert wird.

Quelle: ntv.de, rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen