Konferenz auf Petersberg Eine Armee für Afghanistan
02.12.2002, 00:00 UhrAfghanistan und die internationale Gemeinschaft haben sich am Montag auf dem Petersberg bei Bonn auf die Größe der zukünftigen afghanischen Armee geeinigt. Sie soll auf 70.000 Mann begrenzt werden. Ein entsprechendes Dekret unterzeichnete der afghanische Präsident Hamid Karsai am Rande der Konferenz.
Deutschland und internationale Organisationen sagten bei der eintägigen Konferenz ihr weiteres Engagement beim Aufbau des Landes zu, appellierten jedoch auch an die Eigeninitiative der Afghanen.
Die Schaffung einer starken Armee gilt wegen der labilen Sicherheitslage als Schlüssel für eine politische Stabilisierung. Derzeit wird die afghanische Armee auf rund 1.000 bis 1.500 Mann geschätzt. Daneben stehen bis zu 30.000 Soldaten in privaten Milizen unter dem Kommando regionaler Anführer, die nicht alle loyal zur Regierung sind. Damit ist die Autorität der Regierung begrenzt.
Die internationale Gemeinschaft hatte zwar einerseits eine starke Armee befürwortet. Wie die afghanischen Nachbarn wollte sie aber eine zu große Streitmacht in einem politisch labilen Land verhindern. US-Forderungen hatten bei 60.000, afghanische Forderungen bei 250.000 Mann gelegen.
Karsai sagte, nach der Unterzeichnung des Dekrets müssten sich regionale Armeeführer entweder dem Befehl der nationalen Armee unterstellen, oder würden für illegal erklärt. Binnen eines Jahres müssten alle schweren Waffen übergeben werden. Die Milizangehörigen sollten demobilisiert und integriert werden.
Bundesaußenminister Joschka Fischer sowie Vertreter anderer Staaten, der Vereinten Nationen (UNO) und der Europäischen Union (EU) begrüßten die Entscheidung als Schritt aus der labilen Lage heraus zu mehr Stabilität.
Kämpfe in Afghanistan
Im Westen Afghanistans führten rivalisierende Gruppen am Montag erneut Kämpfe. In Kandahar im Süden wurden am Sonntagabend bei einem Gefecht zwischen Polizisten und der Einheit eines Militärkommandeurs drei Menschen getötet und fünf verletzt.
Die Konferenz auf dem Petersberg fand ein Jahr nach dem ersten Treffen zur Zukunft Afghanistans statt. Finanzielle Zusagen wurden erwartungsgemäß nicht gemacht.
Quelle: ntv.de