Arabische Liga unterstützt Friedensplan Eine Million Syrer brauchen Hilfe
29.03.2012, 20:23 Uhr
Keine Nahrung, kein Zugang zu Nahrung.: Die Lage spitzt sich für viele Menschen in Syrien derzeit zu. Die ersten Konvois mit Hilfsmitteln sind bereits eingetroffen.
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Wie geht es weiter in Syrien? Die arabischen Staaten sprechen sich für den von Kofi Annan entwickelten Friedensplan aus. Auch Assad gibt vor, diesen unterstützen zu wollen. Zugleich wirft er einigen Staaten vor, die syrische Opposition zu bewaffnen. Die Lage wird unterdessen immer dramatischer. Die UN schätzt die Zahl der Hilfsbedürftigen schon auf eine Million.
Eine Million Syrer brauchen nach Angaben der Vereinten Nationen dringend Hilfe. Viele seien in den seit mehr als einem Jahr anhaltenden Kämpfen verletzt worden, andere hätten ihre Familien verloren und viele keinen Zugang zu grundlegenden Dingen wie Wasser und Nahrung. Das ist das Ergebnis von Untersuchungen des UN-Nothilfebüros und der Organisation der Islamischen Kooperation (OIC).

Assad bezeichnet das Treffen der Arabischen Liga als "Gipfel des leeren Geschwätzes".
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Gutachter fordern einen konsequenten Schutz der Zivilisten in Syrien. Zudem müssten Nahrung und medizinische Hilfe zur Verfügung gestellt werden. Auch Feldbetten und grundlegende Haushaltsgegenstände wie Töpfe und Kocher seien nötig. Ein erster Konvoi mit Hilfsgütern für 2000 Familien sei bereits in der Gegend von Tartus eingetroffen.
Die Experten von acht UN-Organisationen und der OIC hatten neun Städte begutachtet, darunter auch Damaskus und die heftig umkämpften Städte Homs und Hama. Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse wurden vom Regime in Damaskus autorisiert. Noch vor wenigen Wochen hatte die Regierung bestritten, dass es überhaupt eine humanitäre Krise gebe. Einige Gebiete blieben den Experten der Weltorganisation weiter versperrt.
"Verbrechen gegen die Menschlichkeit"
Die Gewalt in Syrien hielt derweil unvermindert an. In den Provinzen Idlib, Homs und Hama wurden laut Menschenrechtsaktivisten mindestens 16 Zivilisten, neun Soldaten und ein Aufständischer getötet. An der Grenze zur Türkei wurden nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen zwei Journalisten getötet, darunter ein Brite. In den vergangenen drei Tagen flohen einer jordanischen Hilfsorganisation zufolge knapp 3000 Syrer nach Jordanien.
Die Arabische Liga verabschiedete bei ihrem Gipfel in Bagdad unterdessen eine Resolution, die Regierung und Opposition zu Gesprächen aufruft und den Friedensplan des Syrien-Gesandten Kofi Annan unterstützt. Syriens Präsident Baschar al-Assad stellte indes Bedingungen für die Umsetzung des Plans.
Die Arabische Liga verurteilte in ihrer Resolution die Gewalt in Syrien und bewertete das "Massaker" im Stadtteil Baba Amr in der syrischen Stadt Homs durch Regierungstruppen als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Zugleich forderte sie Regierung und Opposition auf, Annans Plan zur Beilegung des Konflikts zu unterstützen. Bis auf Tunesiens Präsident Moncef Marzouki forderte aber keiner der arabischen Staats- und Regierungschefs direkt den Rücktritt Assads.
Assad fordert Ende der "Terrorakte"
Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki warnte bei dem Gipfel vor einer Bewaffnung der Konfliktparteien. Dies würde zu einem "regionalen und internationalen Stellvertreterkrieg" führen. Zudem würde eine Bewaffnung für eine ausländische Militärintervention "das Feld bereiten".
Auch die sogenannten BRICS-Staaten - die führenden Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika - forderten bei ihrem Gipfel in der indischen Hauptstadt einen Dialog in Syrien.
Die syrische Führung untermauerte ihr Einverständnis mit Annans Friedensplan. Syrien scheue "keine Mühen", um den Einsatz des Sondergesandten "zu einem Erfolg zu machen", erklärte Assad. Für einen Erfolg des Plans forderte er aber zugleich ein Ende von "Terrorakten" sowie ein Ende der "Finanzierung und Bewaffnung von terroristischen Banden" durch andere Länder. Damaskus wirft den Golfstaaten vor, insbesondere Saudi-Arabien und Katar, die Opposition zu finanzieren und zu bewaffnen.
Die USA nannten die Äußerungen Assads "nicht überraschend, aber enttäuschend". Die Regierungstruppen hätten bislang nichts getan, was dem Plan Annans entspreche, sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums. Der Präsident der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, forderte eine "sofortige" Umsetzung des Friedensplans. Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, sagte Assad derweil wegen dessen "anti-israelischer Haltung" die Unterstützung seines Landes zu.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa