Da freuen sich die Kommunen Einnahmequelle: Kita-Streik
18.06.2009, 16:10 UhrDer Streik an Kindergärten und Tagesstätten sorgt seit Wochen für Ärger. Doch er bringt den Kommunen nicht nur Verdruss, sondern auch eine Menge Geld: Personalkosten in Millionen-Höhe werden eingespart.

Pfeifkonzert der Erzieherinnen: Sie wollen, dass ihre Arbeit anerkannt und nicht unterbezahlt wird.
(Foto: dpa)
Die bundesweiten Kita-Streiks haben einigen Städten und Kommunen viel Geld gebracht. Während des Ausstands erhielten die Angestellten Streikgeld von ihren Gewerkschaften. Dadurch sparten die Städte und Kommunen entsprechend Personalkosten, wie eine bundesweite Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa ergab. Allein in Köln waren es in den vergangenen Wochen insgesamt 3,3 Millionen Euro.
Die von den Eltern für die Streiktage gezahlten Beiträge werden hingegen nur in wenigen Städten an die Familien zurückgezahlt. Stuttgart zum Beispiel will den Eltern die Hälfte der Gebühren und Essensgelder für einen Monat erlassen.
Kein Licht am Ende des Tunnels
Eine Lösung in dem wochenlangen Tarifstreit ist nicht in Sicht. Die siebte Verhandlungsrunde für die rund 220.000 Erzieherinnen und Sozialarbeiter blieb bis Donnerstagnachmittag ohne Ergebnis. Damit drohen bundesweit weitere Streiks in den Kindertagesstätten. Der Verhandlungsführer der Gewerkschaften, Verdi-Chef Frank Bsirske, sagte in einer Verhandlungspause, die Gespräche verliefen "unglaublich zäh". "Es geht noch gar nichts voran."
Begleitet von Streiks verhandeln Verdi und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) seit sechs Wochen mit den kommunalen Arbeitgebern über Einkommen und Arbeitsbedingungen. Wie es aus Gewerkschaftskreisen hieß, waren die Positionen am Donnerstag bei beiden Tarifthemen noch weit voneinander entfernt. Ver.di und die GEW fordern einen Tarifvertrag zum besseren Gesundheitsschutz, deutlich höhere Einkommen und neue Entgeltstufen. Die Einkommen der Erzieherinnen sollen je nach Eingruppierung zwischen 200 und 1000 Euro steigen. Nach fünf Jahren Ausbildung verdienen Erzieherinnen nach Angaben der Gewerkschaften derzeit 2133 Euro brutto.
Der Präsident der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Thomas Böhle, lehnte die Forderungen bereits am Mittwoch als überzogen ab. Mitten in der Wirtschaftskrise könnten die Kommunen das nicht leisten. "Das würde die Kommunen bundesweit fünf Milliarden Euro im Jahr kosten", sagte Böhle. Zum Gesundheitsschutz der Erzieherinnen hätten die Arbeitgeber ein weitreichendes Angebot vorgelegt und "sich extrem bewegt". Bei Verdi hieß es dagegen am Donnerstag, über die Gesundheitsthemen wie Lärmschutz und kleinere Gruppen sei noch gar nicht verhandelt worden.
Bsirske informierte hinter verschlossenen Türen rund 200 Streikbeauftragte aus ganz Deutschland in Berlin über den Verhandlungsstand. Die VKA lehnte eine Bewertung ab. Parallel zu den Verhandlungen wurden am Donnerstag lediglich 22 kommunale Kindertagesstätten in Baden-Württemberg bestreikt.
Quelle: ntv.de, dpa