Terror auf Bali El Kaida im Visier
14.10.2002, 08:46 UhrUS-Präsident George W. Bush geht davon aus, dass die Terroranschläge auf Bali auf das Konto des Terror-Netzwerkes El Kaida gehen. Die Regierungen Indonesiens und Australiens teilen diese Einschätzung.
"Bei den Anschlägen von Bali müssen wir davon ausgehen, dass El Kaida dahinter steckt", sagte Bush am Montag im Weißen Haus. Der Kampf gegen den globalen Terrorismus müsse deshalb um so entschlossener fortgesetzt werden. Bush nannte die Attentate eine "feige Tat, die Terror und Chaos " schaffen solle. Von der indonesischen Regierung verlangte Bush ein "festes" und "entschlossenes" Vorgehen bei der Suche nach den Attentätern.
Der indonesische Verteidigungsminister Matori Abdul Jalil zeigte sich überzeugt, dass es eine Verbindung gebe. Er sei sich sicher, dass El Kaida auch in Indonesien aktiv sei. "Ich sehe, das Attentat wurde von Profis ausgeführt", sagte Matori in Jakartra. Er habe im Gegensatz zu anderen keine Bedenken auszusprechen, dass in Indonesien ein Netz der El Kaida existiere.
Der australische Außenminister Alexander Downer sagte auf der indonesischen Luftwaffenbasis Ngurah auf Bali, seine Regierung verfüge über Informationen, dass der Anschlag in Zusammenhang mit El Kaida stehe.
UN-Generalsekretär Kofi Annan rief die Welt dazu auf, sich entschieden gegen den Terrorismus zu stellen. Annan forderte, alle Staaten müssten in diesem Kampf zusammenarbeiten. Die Anschläge auf Bali verstießen gegen jedwede Moral und seien durch nichts zu rechtfertigen. Der Terrorismus stelle eine "globale Bedrohung" dar.
Australien und die USA haben bei den Ermittlungen die Zusammenarbeit mit den indonesischen Behörden bereits aufgenommen. Die beiden Staaten lieferten "technische Hilfe" bei den Untersuchungen, teilte die indonesische Polizei mit. Weitere Kooperationsmöglichkeiten wollen Downer und Australiens Justizminister Chris Ellison, in Gesprächen mit der indonesischen Regierung klären. Beide wollten spätestens am Dienstag nach Bali reisen.
CIA warnte
Der US-Geheimdienst CIA hat bereits vor Wochen vor Anschlägen in Indonesien gewarnt. Dies berichtet das ZDF-Magazin "Frontal 21" unter Berufung auf internationale Sicherheitskreise. Danach habe die CIA ihrer Partnerdienste weltweit mehrfach informiert, dass "der nächste Schlag" in Indonesien erfolgen werde. Nähere Informationen hätten die Warnungen allerdings nicht enthalten.
Westliche Geheimdienste rechneten zudem mit einem "größeren Anschlag" durch El Kaida, berichtet "Frontal 21" weiter. Einen solchen Angriff hatte zuletzt der Ägypter Aiman el Sawahiri, der als rechte Hand bin Landes gilt, im arabischen Fernsehen angekündigt. Sicherheitskräfte vermuten, dass sich die Drohung nicht auf den Anschlag in Bali bezog.
"Gezielt gegen Touristen"
Der deutsche Terrorismus-Experte Rolf Tophoven geht davon aus, dass sich das Attentat auf Bali gezielt gegen westliche Touristen richtete. "Entscheidend ist, dass der Terror von militanten Islamisten ausgegangen ist, die westliche Urlaubs- und Lebensformen zerstören wollten", sagte Tophoven im ZDF. Man müsse mit weiteren derartigen Taten rechnen.
Weitere deutsche Opfer?
Die Zahl der deutschen Opfer bei den Anschlägen könnte weiter steigen. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes ist eine Deutsche ums Leben gekommen. Acht Bundesbürger werden noch vermisst.
Nach bisherigem Stand starben mindestens 189 Menschen. Bei den meisten Toten handelt es sich um junge Australier und andere westliche Touristen. Australische Medien berichteten am Montag, dass noch 220 Landsleute auf Bali vermisst würden. Indonesiens Präsidentin Megawati Sukarnoptri hatte von 332 Verletzten gesprochen.
Der Führer der indonesischen Organisation Jemaah Islamiyah, Abu Bakar Bashir, wies unterdessen jegliche Verbindung zu den Anschlägen auf Bali zurück. Es handele sich um das Werk ausländischer Terroristen, sagte er in einem Interview mit dem Rundfunksender El-Shinta in Jakarta.
Mindestens acht Deutsche wurde nach Außenamtsangaben in Krankenhäuser gebracht. Darunter waren sechs Schwerverletzte, von denen drei schon nach Australien ausgeflogen wurden. Zwei Verletzte aus Deutschland seien bereits aus den Kliniken entlassen worden.
Die aus dem Krankenhaus entlassenen Verletzten kommen aus Niedersachsen und Thüringen. Die übrigen Verletzten stammen nach Angaben des Auswärtigen Amtes aus Rheinland-Pfalz, Bayern, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Sie wurden am Ort vom deutschen Generalkonsul und Mitarbeitern der deutschen Botschaft in Jakarta betreut.
Das Auswärtige Amt hat einen Krisenstab und eine Hotline (01888 / 171000) eingerichtet.
Quelle: ntv.de