Berlusconi oben und unten ohne "El País" zeigt Fotos
05.06.2009, 08:05 UhrDie Fotos, deren Veröffentlichung Regierungschef Berlusconi in Italien gestoppt hat, erblicken nun in Spanien das Licht der Weltöffentlichkeit.
"Ich gebe nicht auf" (Non mollo): Berlusconi bei der Aufnahme der TV-Talkshow "Porta a Porta" (Tür an Tür).
(Foto: AP)
In der Affäre um Silvio Berlusconi hat als erste Zeitung in Europa das linksliberale spanische Blatt "El País" einige der pikanten Fotos (hier) von Partys in der Villa des italienischen Regierungschefs veröffentlicht. Auf den auch ins Internet gestellten Fotos sind unter anderem Frauen beim Sonnenbaden "oben ohne" zu sehen. Auch ein splitternackter Mann steht am Pool. Zudem ist Berlusconi inmitten mehrerer (bekleideter) junger Frauen im Garten seines Anwesens auf Sardinien zu sehen. Um die Fotos hatte es im Vorfeld heftigen Streit gegeben, Berlusconi hatte vor Gericht ihre Beschlagnahmung in Italien durchgesetzt. Einige der pikanten Bilder haben inzwischen aber auch Italien erreicht.
Gemacht wurden die Fotos von dem sardischen Fotografen Antonello Zappadu. Bis auf das Gesicht von Berlusconi hat Zappadu alle anderen Gesichter auf den Fotos unkenntlich gemacht. Gegen Berlusconi laufen auch Vorermittlungen, weil er Privatgäste auf Staatskosten zu seinen Festen geflogen haben soll, laut Zappadu nahezu jedes Wochenende.
Noemi Letizia in ihrem Haus in Neapel neben einem Foto von "Papi". So nennt die 18-Jährige den Regierungschef.
(Foto: AP)
"Die Fotos beweisen, dass in der Villa unter starkem Sicherheitsschutz ein freizügiges Ambiente herrscht", schreibt "El País" zu dem, was auch schon "Berlusconis Harem" genannt worden ist. Wie "El País" an die Bilder gekommen ist, schreibt das Blatt nicht. Berlusconis Anwalt Niccolò Ghedini kündigte umgehend an, die spanische Zeitung verklagen zu wollen, weil die umstrittenen Fotos "illegal" von einer Terrasse außerhalb von Berlusconis Luxusvilla Certosa gemacht worden seien. Berlusconi habe sie nicht erlaubt, sie verletzten seine Privatsphäre. Unter den Fotos sollen auch Schnappschüsse des damaligen tschechischen Ministerpräsidenten Mirek Topolanek mit Familie vom Mai 2008 sein.
"Hunderte Fotos" beschlagnahmt
Auf Betreiben Berlusconis hatte die Staatsanwaltschaft Rom vor einigen Tagen "hunderte Fotos" von den Berlusconi-Partys beschlagnahmen lassen. Mit einer einstweiligen Verfügung ließ der Regierungschef unter Verweis auf seine Privatsphäre zudem ihre Veröffentlichung untersagen. Am Mittwochabend machte er aber im Fernsehen einen Rückzieher und erklärte, die Fotos könnten seinetwegen veröffentlicht werden: Er habe sie gesehen und nichts einzuwenden. Es sei "nichts Unanständiges" darauf zu sehen.
Fotos nun doch in Italien
"'El País' veröffentlicht die in Italien verbotenen Fotos", schreibt die linksliberale italiensche Zeitung "La Repubblica" am Freitag und bildet den Artikel und die Fotos ab. Befragt zur Veröffentlichung gab sich Berlusconi gelassen. Er fürchte nichts, es handele sich um harmlose Fotos, sagte er einem Radiosender: "Die Fotos zeigen Personen, die in einem Jacuzzi im Innern eines Gästehauses baden." Er nannte die Veröffentlichung der Fotos "skandalös", doch bange er wegen der Nähe seiner Partei "Volk der Freiheit" zum Vatikan jetzt nicht um katholische Stimmen.
Zeitungsberichten zufolge wurden einige der Fotos während der Silvesterfeier 2008/2009 gemacht. An diesem Fest soll auch die damals 17-jährige Noemi teilgenommen haben, deren unklares Verhältnis zu dem 72-jährigen Berlusconi im Mittelpunkt des derzeitigen Skandals um den Regierungschef steht. Berlusconi schwört, kein Verhältnis mit Minderjährigen gehabt zu haben. Er spricht von einem Komplott linker Zeitungen und der Opposition, die ihm vor der Europawahl am Wochenende schaden wollten.
Quelle: ntv.de, hdr/AFP/dpa