Politik

"Totgesagte leben länger" EnBW hält an Neckarwestheim fest

Das bereits 34 Jahre alte Atomkraftwerks Neckarwestheim I soll nach dem Willen seines Betreibers weiter am Netz bleiben. Es gebe dazu positive Signale aus der Politik, heißt es bei EnBW. Eigentlich hätte Neckarwestheim I in drei Monaten abgeschaltet werden müssen.

Das 34 Jahre alte Atomkraftwerk Neckarwestheim I.

Das 34 Jahre alte Atomkraftwerk Neckarwestheim I.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Energiekonzern EnBW will die nach dem Atomgesetz bevorstehende Abschaltung des 34 Jahre alten Kernkraftwerks Neckarwestheim I nach Kräften verhindern. "Totgesagte leben länger", sagte ein Unternehmenssprecher in Karlsruhe. "Wir werden alles in unseren Möglichkeiten stehende tun, dass Neckarwestheim I länger am Netz bleibt." Es gebe dazu positive Signale sowohl aus der Bundes- als auch aus der baden-württembergischen Landespolitik.

Gemessen an den bisherigen Betriebszeiten müsste Neckarwestheim I in drei Monaten abgeschaltet werden. Die Landes-SPD in Stuttgart fordert, "Dinosaurier-Kraftwerke wie Neckarwestheim" so schnell wie möglich vom Netz zu nehmen.

Röttgen eröffnet neue Verhandlungsrunde

Die schwarz-gelbe Bundesregierung will im Herbst über eine allgemeine Verlängerung der Reaktorlaufzeiten entscheiden. Unklar ist derzeit, ob und wie lange alte Atommeiler weiter am Netz bleiben dürfen. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) hatte die Union aufgerufen, sich möglichst bald von der Atomkraft zu verabschieden. Seine Partei müsse sich "gut überlegen, ob sie gerade die Kernenergie zu einem Alleinstellungsmerkmal machen will."

Zudem hatte sich Röttgen für neue Ausstiegsbedingungen stark gemacht. "In dem Augenblick, indem wir 40 Prozent Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion in Deutschland haben, gibt es keine Notwendigkeit mehr für Kernenergie", sagte Röttgen dem Bonner "General-Anzeiger". Der Minister machte dabei deutlich, dass er für das Jahr 2020 von einem Öko-Stromanteil von 30 Prozent ausgeht. Diese Zahl hatte die Bundesregierung bereits 2007 genannt. Röttgens Vorgänger Sigmar Gabriel war 2009 etwas optimistischer: Der heutige SPD-Chef erwartete für 2020 einen Anteil von 35 Prozent.

Mit legalen Tricks über die 32-Jahres-Grenze

Theoretisch müssten schon in diesem Frühjahr die Meiler Biblis A und Neckarwestheim 1 abgeschaltet werden. Die Betreiber wollen dies verhindern, indem sie Reststrommengen des 2003 stillgelegten Kraftwerks Stade auf Biblis A und Neckarwestheim 1 übertragen. Nach dem geltenden Atomausstieg dürfen die deutschen Atomkraftwerke nur 32 Jahre lang laufen. Allerdings wurde diese Laufzeit umgerechnet in Strommengen; diese allein sind dafür maßgeblich. Einige der derzeit noch 17 Reaktoren, die - wie Biblis A und B in Hessen, Neckarwestheim 1 in Baden-Württemberg und Brunsbüttel in Schleswig-Holstein - ihre Strommengen noch nicht produziert haben, sind schon älter als 32 Jahre. Biblis A und Brunsbüttel stehen, auch in Erwartung längerer Laufzeiten, seit Monaten still.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts

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