Enteignete Juden Entschädigung beschlossen
29.06.2009, 20:05 UhrMehr als 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs haben sich 46 Länder auf eine konsequentere Entschädigung enteigneter Juden verständigt.

Yehuda Bauer, Professor für Holocaust-Studien an der Universität von Jerusalem, auf der Konferenz.
(Foto: AP)
Eine von der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft organisierte Konferenz verabschiedete bei Prag eine Erklärung, wonach die Folgen aus der illegale Beschlagnahme oder dem Zwangsverkauf von Besitztümern während der Nazi-Herrschaft korrigiert werden müssen. US-Delegationsleiter Stuart Eizenstat sprach von der umfassendsten und weitreichendsten Verpflichtung, die auch Ansprüche auf Sozialleistungen für Hinterbliebene oder die Rückeignung von Privatbesitz betreffe. Allerdings ist die Vereinbarung rechtlich nicht bindend.
Die nach dem Konferenzort am ehemaligen Konzentrationslager Theresienstadt benannte "Terezin"-Erklärung schreibt fest, dass etwa Archive über die Zeit bis 1945 besser zugänglich sein sollten, um enteignete Güter leichter aufspüren zu können. Der Nachlass von Holocaust-Opfern ohne Nachkommen soll verwendet werden, um Hinterbliebene etwa mit Sozialleistungen entschädigen zu können oder die Erinnerung an den Holocaust wach zu halten.
Shoa-Institut geplant
Die Europäische Union will sich zudem für die Gründung eines Europäischen Shoa-Instituts einsetzen, das die Entschädigung enteigneter Nazi-Opfer oder deren Nachkommen vorantreiben soll. Gerade in Mittel- und Osteuropa gilt die Bereitschaft dafür noch als verhalten. Schätzungen zufolge wird das enteignete Vermögen in der NS-Zeit verfolgter Juden zum Ende des Zweiten Weltkrieges auf 17 Milliarden Dollar beziffert.
Bereits 1998 hatten sich 44 Staaten erstmals auf eine bessere Entschädigung enteigneter Juden verständigt, was allerdings ebenfalls nicht rechtlich bindend war. Frankreichs Delegationsleiter François Zimeray beklagte in Terezin den mangelnden politischen Willen zur Umsetzung einer konsequenteren Entschädigung. Die russische Seite etwa beharrt auf die Einhaltung der internationalen Verträge nach Beendigung des Krieges, die der Rückerstattung enteigneter Besitztümer Grenzen setzt.
Quelle: ntv.de, AFP