Politik

Ex-Soldaten klagen Entschädigung für Strahlenopfer

Ehemalige Soldaten der Bundeswehr und der NVA, die bei ihrer Arbeit an Radargeräten verstrahlt wurden, haben das Verteidigungsministerium auf Schadenersatz und Schmerzensgeld in Millionenhöhe verklagt. Die Bundeswehr habe bis in die 80er Jahre "systematisch" Vorschriften zum Schutz von Soldaten vor Röntgenstrahlen an Radargeräten verletzt, erklärte ihr Rechtsanwalt Reiner Geulen.

An den Landgerichten Bonn und Frankfurt (Oder) wurden insgesamt sechs Musterklagen wegen Versäumnissen der Bundeswehr und der Nationalen Volksarmee der DDR eingereicht. Die Schadenersatzforderungen seiner 773 Mandanten bezifferte Geulen auf mehr als 100 Mio. Euro. 117 ehemalige Soldaten seien inzwischen an Krebs gestorben.

Scharping in der Kritik

Geulen warf Verteidigungsminister Ruldolf Scharping (SPD) vor, sein im vergangenen Sommer gegebenes Versprechen einer schnellen Entschädigung der Soldaten gebrochen zu haben. Scharping gehe "schäbig" mit den Soldaten um.

Der Rechtsanwalt erklärte, er rechne mit einer Verfahrensdauer von bis zu zwei Jahren, falls das Ministerium nicht zuvor einlenke. Notfalls gingen die Kläger bis zum Bundesgerichtshof. Darüber hinaus berichtete Geulen von mehreren Klagen gegen US-amerikanische Herstellerfirmen der Radargeräte. Rund 400 deutsche, aber auch amerikanische, holländische und griechische Soldaten würden in den USA gegen die Produzenten vorgehen.

Bundeswehr prüft Anträge

Die Bundeswehr kündigte unterdessen an, dass alle Anträge auf Entschädigung bis Jahresmitte bearbeitet würden. Von über 1.570 Anträgen seien bislang 486 entschieden, davon nur acht positiv. Die überwiegende Mehrheit der Antragsteller sei einer Strahlung ausgesetzt gewesen, "die nicht ausreiche, um einen hinreichenden Ursachenzusammenhang zum jeweiligen Krankheitsbild zu begründen".

Für Betroffene und Angehörige hat die Bundeswehr unter der Telefonnummer 0228/942-5000 eine Radar-Info-Hotline eingerichtet.

Quelle: ntv.de

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