Politik

Eine europäische Erfolgsgeschichte "Erasmus+" kommt in die Gänge

Beim International Day an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).

Beim International Day an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).

(Foto: picture alliance / dpa)

Aus den bisherigen Jugend-Austauschprogrammen Erasmus, Comenius, Leonardo da Vinci und "Jugend in Aktion" wird "Erasmus+". Die EU vereint ihre Mobilitätsprogramme für Studenten und Lehrlinge und stockt die Etats bis 2020 gewaltig auf.

Johanna Wanka spricht schon jetzt von "Brücken zwischen den Partnerländern".

Johanna Wanka spricht schon jetzt von "Brücken zwischen den Partnerländern".

(Foto: dpa)

Bundesbildungsministerin Johanna Wanka sieht in dem neuen Jugendaustausch-Programm "Erasmus+" eine "europäische Erfolgsgeschichte". Das Programm schlage Brücken zwischen Menschen und wirke über Bildungsbereiche und Ländergrenzen hinweg, sagte die CDU-Politikerin. "Erasmus+" startete mit einer nationalen Auftaktveranstaltung in Berlin. Das neue Programm vereint die bisherigen EU-Austauschprogramme "Erasmus" für die Hochschulen sowie "Leonardo da Vinci" und "Comenius" für Studierende, Auszubildende und Schüler.

Die Bundesbildungsministerin wies darauf hin, dass die finanziell deutlich bessere Ausstattung jungen Menschen einzigartige Angebote und Chancen biete, sich persönlich weiterzuentwickeln und wichtige berufliche Kompetenzen anzueignen. "Das beugt Jugendarbeitslosigkeit vor und schafft Perspektiven für die Jugend Europas", sagte Wanka.

Brücken zu den Partnerländern

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig äußerte die Hoffnung, dass mit der jetzt verbesserten Finanzausstattung jetzt auch jene jungen Frauen und Männer erreicht werden, die bislang einen Auslandsaufenthalt während ihrer Ausbildung nicht in Erwägung zogen. Die SPD-Politikerin sagte: "Der internationale Austausch ist auch ein gutes Mittel gegen Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit." Nach Einschätzung der Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Sylvia Löhrmann (Grüne), stärkt er nicht nur die Fremdsprachenkenntnisse, sondern auch die interkulturelle Kompetenz. "Schüler sollten einmal in ihrer Schulzeit die Möglichkeit haben, Europa in all seiner Vielfalt zu erleben, Freundschaften zu knüpfen und neue Perspektiven zu gewinnen."

Für den europaweiten Jugendaustausch stellt die EU bis 2020 rund 15 Milliarden Euro zur Verfügung - 40 Prozent mehr als bisher. Nach Schätzungen des Bundesbildungsministeriums könnten in diesem Zeitraum allein aus Deutschland rund 275.000 Studierende, 150.000 Auszubildende und 130.000 junge Menschen von Begegnungen und Praktika profitieren.

Das sind die zentralen Programmpunkte von "Erasmus+"

  • Die Teilnehmer sollen ihre Kompetenzen verbessern. Das betrifft etwa Studenten, die ihre Fremdsprachenkenntnisse durch mehr Praxis erweitern oder sich in anderen wissenschaftlichen Methoden ausprobieren.
     
  • Auszubildende sollen andere Systeme der beruflichen Bildung kennenlernen. Zudem werden innovative, grenzüberschreitende Bildungs- und Jugendprojekte mit Hochschulen wie Unternehmen gefördert.
     
  • Die Finanzierung der Programme und Projekte ist langfristig bis 2020 gesichert, Auslandsaufenthalte sind im Voraus länger planbar, die Antragsmodalitäten wurden vereinfacht. Zudem werden grenzüberschreitende "Wissensallianzen" zwischen verschiedenen Hochschulen aufgebaut. Neu sind zinsgünstige Darlehen für ein gesamtes Masterstudium im Ausland - bis zu 18.000 Euro für zwei Jahre.
     
  • Alle 28 EU-Mitgliedsstaaten sind dabei - sowie Island, Norwegen, Liechtenstein, die Türkei und Mazedonien. Die Schweiz fehlt zurzeit. Im Hochschulbereich können weitere Staaten auch außerhalb Europas einbezogen werden.
     
  • Für Studenten aus Deutschland betrug die monatliche Förderung im Schnitt 220 Euro - häufig viel zu wenig, um die Mehrkosten für ein Studium oder Praktikum im Ausland abzudecken. Mit der Erhöhung der bisherigen Fördersätze wird jetzt fest gerechnet. Beim Berufsbildungsprogramm "Leonardo da Vinci" wird etwa ein dreiwöchiger Lernaufenthalt in Großbritannien derzeit mit knapp 1000 Euro unterstützt.
     
  • Studierende bekommen Infos an den akademischen Auslandsämtern ihrer Hochschule. Die örtlichen Kammern geben Auskunft und Tipps für Auszubildende und junge Menschen im Beruf.
     
  • Im vergangenen Jahr war für Studenten aus Deutschland Spanien das beliebteste Erasmus-Gastland - gefolgt von Frankreich und Großbritannien. Bei Auszubildenden rangierte Großbritannien auf Platz eins. Beliebt sind aber auch Italien, Finnland, Österreich und Irland.
     
  • Studenten, die Anspruch auf Bafög haben, können mit ihrer Förderung vom ersten Semester an auch im Ausland studieren. In den vergangenen Jahren taten dies allerdings nur 6,5 Prozent der Bafög-Empfänger, etwa 40.000 pro Jahr. Dabei absolvieren inzwischen etwa 30 Prozent aller Studenten in Deutschland mindestens ein Auslandssemester oder ein mehrwöchiges Praktikum in einem EU-Nachbarland. Einige kleine Stiftungen bieten auch Stipendien für fachbezogene Auslandsaufenthalte - etwa für das Schreiben einer Abschlussarbeit in den Ingenieurwissenschaften.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa

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