Politik

Großangriff von Hackern auf Syrien Erdogan: Assad hat gelogen

Geht auf Distanz: Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan.

Geht auf Distanz: Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan.

(Foto: AP)

Am Anfang der Proteste stand die Türkei zum Partner Syrien. Doch die Gewalt im Nachbarland hält an - und Machthaber Assad habe den türkischen Ministerpräsidenten Erdogan "ständig angelogen", beklagt dieser. Während syrische Truppen weiter töten, bekommt die Opposition offenbar Unterstützung vom Hackernetzwerk Anonymous.

Die Türkei rückt immer deutlicher von ihrem früheren Partner Syrien ab. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan warf dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad laut Presseberichten vor, ihn mit Blick auf Reformversprechen "ständig angelogen" zu haben. Schon in den kommenden Tagen werde die syrische Opposition eine offizielle Repräsentanz in der Türkei eröffnen können, sagte Erdogan demnach vor mitreisenden Journalisten auf dem Heimflug von der UN-Vollversammlung in New York. Das Hackernetzwerk Anonymous unterstützt die Opposition gegen Machthaber Assad und hackte die Internetseiten der sieben größten syrischen Städte.

Angesichts des seit März andauernden Aufstands gegen das Assad-Regime in Syrien hatte die türkische Regierung lange versucht, den syrischen Präsidenten zu Reformen zu bewegen. Assad habe aber nicht hören wollen, sagte Erdogan nun. Zudem habe der syrische Präsident gelogen: So habe Assad gesagt, es gebe 83 politische Gefangene in Syrien, obwohl es Tausende seien. Auch habe Assad versprochen, den Ausnahmezustand aufzuheben, dann aber die Hafenstadt Latakia vom Meer her beschießen lassen. Von der angekündigten Zulassung politischer Parteien könne ebenfalls keine Rede sein.

Türkei prüft weitere Sanktionen

Erdogan bekräftigte laut den Berichten, die Türkei werden weiterhin Waffenlieferungen an Syrien unterbinden. Weitere Sanktionen würden geprüft. Vergangene Woche hatten türkische Behörden ein Schiff mit Waffen für Syrien gestoppt. Erdogan will bald die türkischen Auffanglager für syrische Flüchtlinge in der südtürkischen Provinz Hatay besuchen.

Für jedes der mutmaßlich 2316 Opfer des Regimes ein symbolisches Männchen.

Für jedes der mutmaßlich 2316 Opfer des Regimes ein symbolisches Männchen.

(Foto: youranonnews.tumblr.com)

Die türkische Regierung hatte in den vergangenen Tagen mit großer Verärgerung auf Berichte syrischer Staatsmedien reagiert, nach denen in den Lagern weibliche Flüchtlinge vergewaltigt worden sein sollen. Erdogan sagte, die Lager würden nun für die Presse geöffnet, damit die Flüchtlinge frei über die Zustände in Syrien reden könnten. Assad sei deshalb sehr besorgt.

Hacker unterstützen Opposition

Das Netzwerk Anonymous hackte nach eigener Angabe mehrere Websites des Regimes und veröffentlichte Listen mit Opfern der brutalen Unterdrückung. Betroffen waren Internetseiten in mehreren Städten, darunter Homs, Aleppo, Latakia und Damaskus. Anonymous veränderte die Seiten im Zuge der "Operation Syria" und prangerte die brutale Vorgehensweise des Regimes mit "wahren Nachrichten" an. Auch eine Grafik mit dem Titel "Märtyrer für den Frieden (März - September 2011)" platzierten sie auf den offiziellen Internet-Auftritten. Darauf stand als Anspielung auf die Tausenden Todesopfer seit Beginn der Proteste auch der Satz: "2316 Gründe, warum Assad am Ende ist". Inzwischen sind sämtliche Seiten vom Netz.

Unter den angegriffenen Behörden sei auch das Transportministerium und die für Museen und Altertümer zuständige Behörde gewesen. Seit Beginn der Proteste gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad im März wurden nach Angaben der UN etwa 2700 Menschen bei Zusammenstößen getötet.

Die syrische Armee setzte unterdessen ihre Aktionen gegen die Regierungsgegner fort. Syrische Aktivisten im Libanon berichteten von einer Verstärkung der Truppen in Duma, einem Vorort von Damaskus und an der Grenze mit dem Libanon. Mindestes sieben Zivilisten seien bei Protesten am Wochenende getötet worden, sagten Aktivisten.

Quelle: ntv.de, rpe/AFP/dpa

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