"Rote Linie überschritten" Erdogan beschuldigt Assad schwer
10.05.2013, 03:15 Uhr
Assads erbitterter Gegner: Recep Tayyip Erdogan.
(Foto: REUTERS)
Mit dem Einsatz von Chemiewaffen würde Syriens Präsident Assad eine rote Linie überschreiten, sagte US-Präsident Obama. Der türkische Regierungschef Erdogan sagt, dies sei längst geschehen. Der Mann aus Ankara will dem UN-Sicherheitsrat entsprechende Informationen des türkischen Geheimdienstes zur Verfügung stellen.
Syriens Präsident Baschar al-Assad hat nach Worten des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan Raketen mit Chemiewaffen auf seine Gegner abgefeuert. Auf die Frage, ob mit dem Einsatz von C-Waffen die von US-Präsident Barack Obama gezogene rote Linie überquert wurde, sagte Erdogan dem US-Fernsehsender NBC, Assad habe dies schon "vor langer Zeit" getan.
"Es ist eindeutig, dass das Regime chemische Waffen und Raketen genutzt hat. Gemäß unseres Geheimdienstes haben sie etwa 200 Raketen eingesetzt", zitierte NBC den Regierungschef. In türkischen Krankenhäusern würden Patienten behandelt, die von diesen Chemiewaffen verletzt worden seien.
Erdogan ließ offen, ob alle 200 Raketen mit Chemiewaffen ausgestattet waren. Zugleich kündigte er an, die Informationen des türkischen Geheimdienstes dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zur Verfügung zu stellen.
Die USA hatten Assad wiederholt vor dem Einsatz chemischer Waffen gewarnt. Das sei eine rote Linie, die nicht überschritten werden dürfe. Ihr Einsatz ist weltweit verboten. Die Regierung in Damaskus hat bestritten, derartige Waffen benutzt zu haben. Den USA zufolge gibt es Hinweise für den Einsatz von Chemiewaffen in Syrien, allerdings ist unklar, wer sie eingesetzt hat.
Besorgnis wegen S-300-Systems
Israel forderte Russland auf, von einem Verkauf eines Flugabwehrsystems an Syrien Abstand zu nehmen. Auch die USA hätten in Moskau Bedenken angemeldet, sagten israelische Regierungsvertreter. Das "Wall Street Journal" hatte zuvor über die geplante erste Lieferung des russischen S-300-Systems an die Assad-Regierung in drei Monaten berichtet. US-Außenminister John Kerry sprach sich allgemein gegen russische Waffenverkäufe an Syrien aus, ohne direkt auf den Bericht über die Verkaufspläne einzugehen.
Der Zeitung zufolge hat Israel die USA über das bevorstehende Waffengeschäft informiert. Demnach hat Syrien damit begonnen, Russland die geforderten 900 Millionen Dollar für das System zu zahlen. Es kann sowohl zur Bekämpfung von feindlichen Flugzeugen als auch von Raketen eingesetzt werden und hat eine Reichweite von 200 Kilometern.
Die israelische Luftwaffe hatte am Freitag und Samstag vergangener Woche Luftangriffe auf mutmaßliche Raketenlieferungen nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus geflogen. Dabei soll es sich nach Angaben aus Sicherheitskreisen um Lieferungen aus dem Iran gehandelt haben, die für die radikal-islamische Hisbollah-Miliz im Libanon gedacht waren.
Quelle: ntv.de, wne/rts