"Gezi-Park wird vorerst nicht angerührt" Erdogan trifft Taksim-Vertreter
14.06.2013, 04:29 Uhr
Hoffnung bei den Demonstranten in Istanbul: Der türkische Ministerpräsident Erdogan spricht erstmals direkt mit Vertretern des Protestbündnisses Taksim. Laut Regierungssprecher Celik will der Regierungschef "wissen, was die Bürger Istanbuls denken". Zuvor hatte Erdogan den Demonstranten noch ein Ultimatum gestellt.
Bei einem Treffen mit Führern der landesweiten Protestbewegung hat der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan seine Bereitschaft für ein Referendum zur umstrittenen Umgestaltung des Istanbuler Gezi-Parks wiederholt. "Wir wollen wissen, was die Bürger Istanbuls denken, ihre Entscheidung ist sehr wichtig für uns", wurde Regierungssprecher Hüseyin Celik nach dem Gespräch in türkischen Medien zitiert.
Der symbolträchtige Park im Herzen der Millionenmetropole werde vorerst "nicht angerührt", zumal noch eine Entscheidung der Justiz dazu ausstehe. Zuvor hatte Erdogan in der Hauptstadt Ankara erstmals seit Ausbruch der regierungskritischen Proteste vor zwei Wochen direkt mit Vertretern des Protestbündnisses Taksim diskutiert.
Fast vier Stunden dauerte das Treffen mit der zehnköpfigen Delegation in der Residenz des Ministerpräsidenten, der wenige Stunden zuvor noch eine "letzte Warnung" an die Teilnehmer der landesweiten Protestbewegung in der Türkei ausgesprochen hatte, den Park umgehend zu verlassen.
Erdogans Ultimatum
Bereits am Mittwoch hatte Erdogan erstmals Vertreter seiner Kritiker empfangen, die jedoch nur einen Teil der Protestbewegung repräsentierten. Die besonders wichtige Gruppe Taksim Solidarität etwa war nicht dabei. Am Tag darauf forderte Erdogan vor Bürgermeistern der Regierungspartei AKP die Demonstranten im Istanbuler Gezi-Park dann ultimativ zum Abzug auf.
"Die Türkei ist ein Rechtsstaat, wir sind dementsprechend zum Respekt vor den Entscheidungen der Justiz gehalten", zitierte die Zeitung "Hürriyet" Celik, der die Demonstranten demnach aber auch unmissverständlich zum Verlassen der Grünanlage aufforderte.
Ein umstrittenes Bauvorhaben in dem Park war Auslöser der landesweiten Demonstrationen, die sich inzwischen generell gegen die Politik von Erdogans Regierung richten. Beim gewaltsamen Vorgehen der Polizei gegen Demonstranten gab es bei den Protesten seit Ende Mai vier Tote und laut Ärzteorganisationen etwa 5000 Verletzte.
Quelle: ntv.de, dpa